laut.de-Biographie
LNZNDRF
Digitale Seitensprungagenturen mögen manchem einleuchtend erscheinen, in der Realität ist Fremdgehen doch eher selten ein fest geplantes Vorhaben. Übrigens auch im weiten Feld der Popmusik. Die Brüder Scott und Bryan Devendorf etwa hatten nie geplant, ihrer Hauptformation The National abtrünnig zu werden.
Als jedoch 2011 auf Tournee in Neuseeland eine Vorband überaus kurzfristig ausfällt, entstehen Lanzendorf. Die The National-Rhythmusabteilung (Bass, Drums) realisiert ad hoc, dass die Chance gekommen ist, ihrem Hang zu motorisch-psychedelischen Krautrock-Exkursen nachzugeben. Gemeinsam mit Beirut-Posaunist und The National-Kollaborateur Ben Lanz als Gitarrist benennt man sich nach einem malerischen österreichischen Dorf und füllt den Opener-Slot.
Aus einer Schnapsidee wird eine richtige Formation. Während die Devendorfs und Lanz zunächst wieder ihrem Hauptprojekt nachgehen, lässt sie der geteilte Hang zu Instrumentaljams, Krautrock und Postismen wie Postpunk und Postrock nicht mehr los. Deshalb schließen sich Lanzendorf, jetzt aus Mode- und Suchmaschinenründen auf LNZNDRF verkürzt, 2015 in einer Kirche in Cincinnati ein. Dort entsteht in nur zweieinhalb Tagen das selbstbetitelte Debütalbum "LNZNDRF". Es erscheint 2016 auf dem The National-Label 4AD.
Auf Albumlänge halten die Brüder und Lanz zum einen ihr Faible für ausufernde Live-Improvisation hervorragend auf Platte fest. Zum anderen zelebrieren sie auf Grundlage von Bryan Devendorfs Drumgroove alte bis aktuelle Helden wie Mogwai, Can, Neu! oder Spacemen 3. Scott und Lanz brechen die zahlreichen Instrumentals dabei immer wieder mit unterkühlten Gesängen auf.
Womit wir bis auf Weiteres beruhigt feststellen dürfen: Fremdgehen im Musikbusiness kann sehr heilsam sein. Für das interne Bandklima im Großen wie für den individuellen Entfaltungsdrang im Kleinen.
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