Porträt

laut.de-Biographie

Mandoza

Johannesburg ist sicher die lebendigste, aber auch die gefährlichste Stadt in Südafrika. Aus dieser Metropole stammt ein Sound, der sich in der Umgebung von Armut, Gewalt und dem Kampf ums Überleben entwickelt hat und davon natürlich auch geprägt ist. Die Rede ist von Kwaito. Einer der größten Kwaito-Stars im südlichen Afrika heißt Mandoza, und mit seinen Songs avanciert er schon ein Jahr nach seinem Solo-Debüt zum absoluten Superstar unter den Musikern des ehemaligen Apartheid-Staates. Seine Alben verkaufen sich wie geschnitten Biltong und sacken allesamt mehrfaches Edelmetall ein.

Zur Welt kommt Mduduzi Tshabalala - so sein bürgerlicher Name - in Zola South, wo zu Apartheidstagen die Zulu- und Xhosa-sprachige Bevölkerung zwangsangesiedelt wurde. Das Leben in Soweto ist alles, nur kein Zuckerschlecken, wie der Oskar-prämierte Streifen "Tsotsi" beweist. In dieser Umgebung wächst Mandoza mit den üblichen Begleiterscheinungen auf. Sein Vater, ein Trunkebold, ist mehr damit beschäftigt, seinen kargen Lohn zu versaufen, als sich um seine Frau sowie den Sohnemann und seine zwei Schwestern zu kümmern. Die Mutter und die Großeltern übernehmen seine Erziehung, können aber nicht verhindern, dass der 16-Jährige Mandoza straffällig wird. Die Versuchung ist einfach zu groß, auf illegalem Wege an Kohle zu kommen, zumal die älteren Gang-Mitglieder aus Soweto bereits früh für Nachwuchs sorgen und die Kleineren dazu zwingen, für sie zu "arbeiten". So lässt sich Mduduzi dazu hinreißen, ein Auto zu stehlen, kommt jedoch hinter Gittern und muss eine eineinhalbjährige Gefängnisstrafe abbüßen.

Damit ist die Wende in seinem Leben eingeläutet. Deprimiert von seiner Zeit hinter schwedischen Gardinen, mit dem ewig gleichen Tagesablauf und den immergleichen Gesichtern, beschließt er, dass er nie wieder dorthin zurück geht. Das Mittel, mit dem Mandoza dem Teufelskreis aus Armut, Kriminalität und Gefängnis entgehen möchte, heißt Kwaito. Nach seiner Entlassung aus dem Diepkloof Gefängnis in Sun City gründet er mit seinen Freunden Sbu "SB" Tanjekwayo, "General" Siphiwe und Sizwe "Pana" Motaung das Quartett Ragga City Breakers. Später ändern sie den Namen in Chiskop um, was so viel wie rasierter Schädel bedeutet.

Es dauert jedoch noch bis 1996, ehe deren Debüt "Klaaimer" erscheint, die Charts in Südafrika aufmischt und sich monatelang an der Spitze drängelt. Der Nachfolger "Ghetto 2000" ist nicht minder erfolgreich. Mit diesem Album etabliert sich die Gruppe bereits ganz weit vorne, wenn es um die Krone des Kwaito geht. Sie haben es also geschafft, aus dem Ghetto heraus zu kommen. Gibt es weitere Ziele? Aber hallo! Jetzt ist es an der Zeit, auch mal auf eigenen Beinen zu stehen. "9 II 5 Zola South" markiert das Solo-Debüt. Die Fans sind begeistert. Der Superstar Mandoza ist aber nach wie vor nur ein Fall für die schwarze Bevölkerung, die weißen Kids erreicht er noch nicht.

Das ändert sich schlagartig, als Mandoza 2000 "Nkalakatha" auf die Musikhörer los lässt. Der Titeltrack löst so etwas wie eine rasseübergreifende Musik-Hysterie aus. Die Single geht furchtbar steil und läuft landauf, landab in allen Kaschemmen. Egal ob in einfachen Shebeens oder noblen Disco-Palästen, Mandoza hat sie alle dran gekriegt. Sein raues Organ und den pumpenden House-Beats (von Gabi Le Roux in Szene gesetzt) kann sich kaum einer entziehen. Das Album kassiert binnen kürzester Zeit Multiplatin ein und gewinnt bei den South African Music Awards den Preis für das beste Kwaito-Album des Jahres. Die Single geht in der Kategorie Bester Song als Sieger durchs Ziel. Damit nicht genug. 2001 schiebt er mit "Godoba" ein noch besseres - weil weniger poppig und düsterer ausgefallenes - Stück hinterher. Kwaito ohne Mandoza ist kaum mehr denkbar. Im selben Jahr sackt er in fünf von zehn Kategorien Preise ein. Ab jetzt muss er sein Haus ausbauen, will er sämtliche Trophäen unterbringen, die ihm die Südafrikaner zu Füßen legen.

Zu diesem Zeitpunkt muss sich das ehemalige Ghetto-Kid um seine Finanzen keine Sorgen mehr machen. Lukrative Werbeverträge mit Hinz und Kunz sorgen dafür, dass er sich getrost zur Ruhe setzen könnte. Dass es aber ganz anders kommt, offenbart Mandozas Liebe zur Musik. Mit Chiskop veröffentlicht er weiterhin Platten und veröffentlicht solo pro Jahr mindestens eine Scheibe. An Weihnachten 2003 heiratet er seine langjährige Freundin Mpho Mphuti und schwört seinem vorher ausgiebig in Szene gesetzten Party-Lifestyle ab. Keine Drogen mehr und keinen Alkohol; sogar das Rauchen gewöhnt er sich ab. Mit Mpho hat er zwei Söhne, Tokolo und Thumelo.

2004 lässt er sich auf eine Kooperation mit dem südafrikanischen Popsänger Danny K ein. Das Ergebnis überzeugt jedoch nur bedingt. Im Duo-Kontext und im Rahmen von 08/15-Sounds sowie lahmen R'n'B-Balladen der Marke Plastikpop geht Mandozas spezieller Charme und die ungezügelte Kraft seiner Shouts und Raps flöten. Mit dem 2005 erscheinenden "Phunyuka Bamphethe" fegt er diesen lauen Eindruck wieder locker beiseite. Welchen Status Mandoza in seiner Heimat besitzt, kann man auch bei der Wahl zu den 100 größten Südafrikanern ablesen. In der Liste, die von Nelson Mandela angeführt wird, belegt Mandoza einen respektablen 77. Platz.

In regelmäßigen Abständen veröffentlicht er weitere Alben, die seinen Superstar-Status innerhalb der südafrikanischen Musikszene weiter festigen. Im Jahr 2006 heiratet er seine Freundin Mpho, alles scheint in Butter. Erst erscheint mit "Sgantsontso" ein weiteres Erfolgsalbum, dann kommt 2015 die schlimme Nachricht: Krebs. Mandoza setzt alles daran, den Kampf gegen die Krankheit zu gewinnen. Doch es kommt anders: am 18. September geht die Nachricht in die Welt, dass der große Mandoza seinen letzten Fight verloren hat.

Alben

Surftipps

  • Mandoza

    Offizielle Seite. Nicht allzu viel drinne.

    http://www.mandoza.co.za/

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