laut.de-Biographie
Marvin Game
Marvin Game? Der macht doch so Trap oder? Eigentlich nicht. Aber eigentlich schon. Der kleine Bruder von Diesem Morten lässt sich ungern in Schubladen packen. So ungern, dass er sich schon mal knapp drei Jahre Zeit lässt, um ein Album zu produzieren.
Marvin, dessen Name eigentlich auf Trotzinski endet, kommt 1991 in Moabit zur Welt und wächst auch dort auf. Ein waschechter Berliner, der sich mehr mit MC Bogy anfreunden kann, als mit Aggro-Releases. Statt sich mit der alten Schule zu verbinden, startet Marvin dennoch lieber seinen eigenen Kram und bleibt in der Familie. Sein Bruder wird zu seinem Haus- und Hofproduzenten, mit dem er gern auch das ein oder andere Tütchen raucht. Schon seit der Pubertät packt der Moabiter seine Gedanken in Versreime, doch das Projekt "Rap-Karriere" kommt erst nach einem Selbstfindungstrip in den Staaten so richtig in Fahrt.
Mit etwas angespartem Taschengeld reist er nach San Diego, um einen Freund zu besuchen. Nachdem er die erste Woche auf dem Rücksitz eines Autos damit verbrachte, Unmengen an Gras zu konsumieren, macht er sich nochmal Gedanken, ob so wirklich die nächsten sechs Monate aussehen sollen. Statt weiter verballert durch die Gegend zu fahren, kauft sich Marvin lieber ein Studio und lässt dort jeden hofieren, der Bock dazu hat. In dieser Zeit saugt er die US-Hip Hop Kultur förmlich in sich auf. Wie genau der junge Berliner zu so viel "Taschengeld" kommt ist nicht bekannt, denn Interviews gibt er der hiesigen Rap-Journallie nur ungern. Man könne sich nicht so richtig mit den gängigen Formaten identifizieren, so die Begründung.
Folgerichtig nimmt Marvin die Auseinandersetzung mit der Szene lieber selbst in die Hand und startet Anfang 2016 das Hotbox-Format mit 16bars. Er und ein Gast sitzen irgendwo in Berlin in einer Karre, kiffen sich die Rübe zu und labern über Mucke. Das Konzept überzeugt scheinbar, denn er bekommt so unter anderem den Plusmacher, Marteria oder Damion Davis vor die Linse.
Zuallererst muss man sich jedoch einen Namen machen. Zusammen mit Kumpel Mauli und seinem Bruder flext er seine Lines und tourt damit quer durch Deutschland. Mit der immer ready-Crew baut er einen engen Zirkel um sich auf, der jedes Release in Eigenarbeit zusammenschustert. Von der Produktion bis zu den Fotos und Videos, Marvin behält die Zügel am liebsten selbst in der Hand. Qualitätskontrolle hat bei ihm oberste Priorität, denn nichts schlägt dem Berliner mehr auf den Magen, als schnell veröffentlichte Videos, die nur den Zeitgeist aufgreifen wollen. Nachhaltig hochwertige Musik, auf die er auch in zehn Jahren noch stolz sein kann, lautet die Devise.
Deswegen kommt das erste Mixtape auch erst 2015. "Freust Du Dich Schon?" verortet das hiesige Publikum eindeutig im Trap. Doch Marvin sieht sich selbst nicht wirklich in diesem Kontext. Auf die Frage, was er denn sonst mache, gibt er Noisey folgende Antwort: "Musik. Oder du kannst es auch Dirty South oder Down South nennen, so wie man es eben vor 20 Jahren genannt hat. Früher hat man das noch Hip Hop genannt, als die in Memphis damit angefangen haben. Die Leute brauchen immer Schubladen, da bin ich kein Fan von."
Sein erstes Soloalbum veröffentlicht Marvin 2017 und nennt es "20:14". Kurz vor der Primetime also. Eine Ansage an die hiesige Sprechgesangslandschaft? Eher nicht, viel mehr bezieht sich die Metapher auf die eigene Karriere. Der Berliner verzichtet größtenteils auf kühne Ansagen in Richtung Rap-Game und widmet sich lieber in seinen Texten lieber seiner zweitliebsten Beschäftigung: Dem Kiffen. Trotzdem sieht sich Marvin eher als bodenständigen Menschen. Er habe schon mal zu viel Geld verdient und zu viel Geld ausgegeben, er wisse, dass das auf Dauer nicht funktioniert. Deswegen verteilt er bei den rar gesäten Interviews auch lieber Gesundheitstipps statt Prahlereien über den eigenen Kontostand. Dabei obligatorisch: die dampfende Tüte.
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