laut.de-Biographie
Me And That Man
Adam Darski kennt man besser unter seiner Stage-Persona Nergal. Als Frontmann der Black/Death-Metal-Band Behemoth. Katholische Fraktionen zerrten ihn wegen Bibelschändung auf der Bühne vor Gericht, bei Konzerten verteilt er gerne unheilige Kommunion, malt sein Gesicht an, hantiert mit allerlei Flammenwerferei, um Satan zu huldigen und scheut sich schon gar nicht davor, in seinen Texten explizite Blasphemie unterzubringen, die ihn zu Inquisitionszeiten mal ganz schnell auf den Scheiterhaufen befördert hätten. Die Musik seiner Hauptband ist schnell, komplex, brutal. Und sehr weit davon entfernt, mit Kinderchören zu kollaborieren oder auf Mundharmonikas rumzudüdeln.
Abseits Behemoths allerdings lebt der Pole nicht das barbarische Leben, das oberflächliche Betrachter von dem bösen Schreihals erwarten würden. Er sitzt zwischenzeitlich in der Jury von The Voice Of Poland, datet Popstars, erscheint auf dem Cover von Modemagazinen, führt einen eigenen Club und einen Barber-Shop. Und kollaboriert mit Kinderchören wie Mundharmonikas.
Um Letzteres der Öffentlichkeit präsentieren zu können gründet Darski gemeinsam mit Musikerkollege John Porter das Nebenprojekt Me And That Man. Wer dabei 'Me' und wer 'That Man' ist, bleibt ihr kleines Geheimnis. Porter entstammt der gemäßigteren Rock-Szene, tummelt sich gerne in Singer/Songwriter-Gefilden – scheut aber bestimmt nicht vor gelegentlichen düsteren Untertönen zurück.
Ein ähnliches Feeling transportiert auch Me And That Man: Atmosphärisch dunkel, aber mit zugänglichen Melodien und Rhythmen, eingängigen Hooks und - ganz im Gegensatz zu Behemoth - sehr relaxt und simpel gehalten. Antichristliche Botschaften lassen sich zwar nach wie vor vereinzelt heraushören, größtenteils spaziert das Duo aber beschwingt, spielerisch, beeinflusst von Nick Cave, Mark Lanegan und vor allem dem 'Man In Black', Johnny Cash, durch Country/Rock'n'Roll-Felder. Pllötzlich erlebt man den Black Metaller Nergal auf einem Album, das Balladen enthält und mit Whiskey/Western-Flair über Pussys singt und das Leben genießt. Eine radikale Kehrtwende nach dem verdichteten Extrem-Metal-Meisterwerk "The Satanist", die dem Musiker seine künstlerische Freiheit bewahrt.
"Ich habe schon immer abgespeckte, seichtere Gitarrenmusik aufgesogen", erzählt Nergal und nennt das 2017 erscheinende Me And That Man-Debüt in Hommage an Leonard Cohen "Songs Of Love & Death". Eine reguläre Tour im Anschluss an das Release lassen sich John Porter und Nergal ebenfalls nicht nehmen. Obwohl beide Me And That Man als Nebenprojekt ansehen, sind sie offen, es in Zukunft weiterzuverfolgen. Für Nergal scheint es gar essenziell zu sein, abseits der aggressiven Natur seiner mehrere Dekaden umspannenden Extrem-Metal-Karriere andere musikalische Ventile öffnen zu können: "Ich merkte, dass ich den Blues im Blut habe! Ich brauche Me And That Man, um die Balance zu halten – sonst drehe ich mit Behemoth noch irgendwann durch."
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