Porträt

laut.de-Biographie

Mieskuoro Huutajat

Finnland war, ist und bleibt einfach die Durchgeknallten-Hochburg No. 1 in Europa. Kein anderes Land hat so viele abgedrehte, auf ihre Art aber auch geniale Musiker hervorgebracht, als die skandinavischen Eigenbrötler. Quasi auf keiner mental gesunden Landkarte mehr verzeichnet, präsentieren sich 1987 in Oulu ein paar Herren aus den unterschiedlichsten musikalischen Genres, die gerne finnisches Liedgut intonieren. Dazu kleidet sich jeder der Herren in schwarze Anzüge, weiße Hemden und knotet sich eine schwarze Gummi-Krawatte ums Genick, um sich anschließend die Lunge aus dem Hals zu brüllen.

Sowas muss natürlich organisiert und dirigiert werden, weshalb sich Petri Sirviö einen Drumstick schnappt und ein wenig Ordnung ins Chaos bringt. Am 06. Dezember '87, dem finnischen Unabhängigkeitstag, gröhlen knapp 20 Männer ein paar finnische Lieder (u.a. auch die Nationalhymne) und schlappen nach ihrer Performance gemütlich von dannen und freuen sich kurze Zeit später über immensen Zuwachs. So zählt der Chor innerhalb weniger Wochen schon über 30 Brüllaffen.

Mit ihrer ersten EP "Pohjoinen Kotimaamme" steigen sie in den finnischen Charts gleich auf Platz acht ein. Haben sie sich darauf noch auf patriotische Weisen begrenzt, vergreifen sie sich fortan auch an Kinderliedern, Nationalhymen oder Zitaten aus finnischen Gesetzbüchern und internationalen Verträgen. Zwei Jahre später folgt die nächste EP "Six National Anthems", die mit Sicherheit bei keinem Staatsempfang läuft. "H.Y.V.Ä" erscheint '94 und wird auf dem Roskilde Festival veröffentlicht. Darauf enthalten ist auch die letzte EP.

Der 'Chor der schreienden Männer' tritt so ziemlich überall auf. Sei es auf Rock-Festivals, in Jazzclubs, Museen, Kunstgalerien, Supermärkten, Olympiastadien, besetzten Häusern oder in einem Sumpf. Schreien kann man schließlich überall. Ihr nächstes Album "10th Anniversary Concert" erscheint nicht nur in Finnland, sondern auch in fast ganz Westeuropa. Inzwischen treten Mieskuoro Huutajat auch in Belgien, Frankreich, Österreich und der Schweiz auf.

Schweden, Deutschland und Tschechien kommen etwas später in den Genuss ihrer Lieder und nachdem in Island Ende 2000 sogar die Geysire den Mund nicht mehr zu bekommen, schreien sich die Finnen auch in New York an der Brooklyn Academy Of Music die Lungenflügel platt. 2003 erscheint sogar eine DVD namens "Huutajat - Screaming Men" und die Schreihälse sind stolz darauf, schon fast überall in der Welt aufgetreten zu sein, nur nicht in Spanien. Auch wenn seit 1998 leider kein einziger Tonträger mehr aufgenommen wurde, sind die Lungeflügler auch heute noch unterwegs, um ihre Versionen von mehr oder minder bekannten Liedern ins Volk zu husten.

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