laut.de-Biographie
Mike
[Slums] gehört zu den Rapgruppen, die man getrost Pitchfork-Core nennen kann. Gemeinsam mit Adé Hakim, Jazz Jodi, Darryl Johnson, King Carter und Mason Dreiling etablierte sich der Rapper Mike als eine der interessanteren Stimmen des experimentellen und abstrakten Hip Hops. In Verwandtschaft zu Künstlern wie MF Doom oder dem Def Jux-Kader könnte man dem jungen MC mit dem simplen Namen eine typische New York-Sozialisation unterstellen. Das trifft aber nicht ganz zu.
Seine eigentliche Sozialisierung mit der Rapmusik erlebt Mike nämlich weder an der West- noch an der Ostküste, sondern auf der Insel. Gemeinsam mit seiner Mutter zieht er mit acht Jahren nach Essex. Die ersten Rapper, die ihm dort unterkommen, heißen Skepta oder Jmc. Im Fernsehen sieht er dazu noch Leute wie Lil Bow Wow oder Soulja Boy. Nicht gerade der Ersteindruck, den man einem Ostküsten-Hardliner unterstellen würde.
Aber Mike ist eben 1998 geboren und damit Teil einer Generation, deren Einflüsse dem Internet-Zeitalter sei Dank gar keine Monokulturen sein können. Im Teenager-Alter kehrt er in die Staaten zurück und lebt erst in der Bronx, dann in Harlem. Dort nimmt er seinen ersten Rap-Part auf (stilecht auf dem Instrumental von MF Dooms "All Caps") und beginnt, ein ziemlicher Odd Future-Fanboy zu sein.
Erst mit dem entsprechenden musikalischen Umfeld wird der Traum vom Rapper aber greifbarer. Er trifft Homies, die sich auch für das Musikmachen interessieren, er beginnt selbst, Beats zu bauen und erschließt sich 2015 Bandcamp als Plattform, sein eigenes Material zu veröffentlichen. "Winter New York" tritt eine Serie an EPs los, die einen eigenen Stil ahnen lassen, aber noch nicht ganz ausgereift zeigen. Doch die Szene wächst, New York bleibt – etwas abgeschottet von der Trap-Welle – ein gutes Becken für Outsider-Rap.
Gold im Outsider-Rap findet er das erste Mal mit der Platte "May God Bless Your Hustle", das ihm die Aufmerksamkeit der Blog-Sphäre sichert. [Slums] wird ein cooler Geheimtipp für Fans des Subgenres, seine folgenden Tapes "Renaissance Man" und "War In My Pen" finden ebenso Anklang. Einen Peak erlebt er 2019 und 2020, wenn mit "Tears Of Joy" und "Weight Of The World" seine vielleicht bis dahin vollständigsten Projekte erscheinen.
Ein Ankommen in vielerlei Hinsicht: Nicht nur, weil er inzwischen seinen Status und seine Sparte relativ selbstständig groß gemacht hat, keinen seiner Freunde zurücklassen musste, sondern auch, weil inzwischen ehemalige Idole für Zusammenarbeit anklopfen. Ganz besonders Earl Sweatshirt outet sich als Fan, sein "Some Rap Songs"-Projekt zeigt ganz subtilen [Slums]-Einfluss. Für Mike als ewigen Fanboy sicherlich ein Moment, in dem der Kreis sich geschlossen hat.
Noch keine Kommentare