Porträt

laut.de-Biographie

Mike Crush

"Verhelft mir zur Erlangung der Macht, und ich garantiere euch die Ausmerzung von dummem Rap à la Aggro Berlin und die Etablierung von weniger dummen Rap à la Mike Crush." Das ist doch mal Wahlkampf! Stellt sich nur die Frage: Seid ihr down mit Mike Crush? Wer ist der Kerl überhaupt?

Mike Crush - Halbum I Aktuelles Album
Mike Crush Halbum I
Gutes Storytelling auf etwas schwachbrüstigen Beats.

In Frankfurt weiß man darüber bestens Bescheid; hier erblickt Mike Crush als Sohn eines irakischen Vaters und einer deutschen Mutter 1980 das Licht der Welt. Schwer vorbelastet von Filmen wie "Menace II Society" erlebt der 14jährige sein persönliches Erweckungserlebnis. Im Walkman steckt "Chronic" - Dr. Dre persönlich erteilt Mike über Kopfhörer den Befehl, mit dem Rappen anzufangen. Vom Zeitungsjungen zum MC ist es manchmal nur ein kleiner Schritt.

1995 geht die Party richtig los. Bei Mikes erster Crew 2daCash aus Neu-Isenburg handelt es sich im Grunde eher um eine taggende Straßengang denn um eine Rap-Formation. Egal, Mike schreibt sämtliche Texte und er verfasst sie - ungewöhnlich genug - auf Deutsch. Bei 2daCash lernt Mike außerdem Juce kennen, der ihm erste Beats produziert.

Ein gutes Jahr später trifft Mike in einem Frankfurter Club auf den mittlerweile bei Separates Buckwheats-Label beheimateten Üba3ba. Die beiden gründen das Duo Redrum und sahnen nach kaum sechs Monaten den 1. Platz beim Frankfurter Hip Hop-Contest ab. Diverse Auftritte, der erste Plattenvertrag (1998) sowie ein Videodreh in Hollywood (1999) sind die Folgen. Es entsteht ein komplettes Album in englischer Sprache, das auf Grund von Rechtsstreitigkeiten zwischen beteiligten Firmen und Vertrieben allerdings nie veröffentlicht wird. "Besser so", kommentiert Mike rückblickend. Das Album sei für den Geschmack der beiden Mitwirkenden ohnehin zu stark auf Kommerz getrimmt gewesen.

Mike besinnt sich auf seine Ursprünge, letztendlich ist er doch Frankfurter im Herzen: Crush rappt fortan wieder auf Deutsch. Allerdings nicht nur: Inzwischen hat sich der sprachbegabte Knabe zunächst selbst, dann unterstützt von diversen Latina-Freundinnen, Spanisch beigebracht. Ein Aufenthalt in Kolumbien vervollkommnet seine Fertigkeiten. Mit spanischen Texten hat bei einem Halb-Iraker wohl niemand wirklich gerechnet.

Wenig später haben Mike Crush und Üba3ba jegliche Kompromisse satt: Uneingeschränkte Selbstverwirklichung gibt es eben doch nur für Solokünstler. Die beiden bleiben befreundet, gehen allerdings musikalisch ab sofort getrennte Wege. Je ein Solo-Track der beiden landet auf dem FFMCs-Sampler "Mit Hand Herz Und Verstand" von 2002.

Für Mike Crush bedeutet diese Veröffentlichung aus zweierlei Gründen den Durchbruch. Zum einen erlangt sein Beitrag "Ich Fragte Mich" in gewissen Frankfurter Kreisen eine Art Kult-Status. Zum anderen führt die Arbeit an FFMCs Nummer 2 zwei eigentlich alte Bekannte wieder zusammen: Efe, einer der Initiatoren von FFMCs, und Mike kennen sich bereits seit 1996, da sie auf den wenigen Jams rund um Frankfurt jeweils beide auftraten; Efe mit seiner Crew Nu Style, Mike mit Redrum. Letzterer zeigt sich begeistert von Efes melodiösen Beats. Aus dem ursprünglichen Plan, vier, fünf Stücke gemeinsam aufzunehmen, entstehen mehr als 60 Tracks. Es muss also ein Album geben, daran scheint kein Weg vorbei zu führen.

Die Werbe-Offensive startet auf dem Splash! 2005: Andere verteilen Flyer, Mike Crush verteilt Tapes. 5000 Promokopien von "Introducing Mike Crush" wechseln den Besitzer. Das Mixtape, das neben älteren auch aktuelle Tracks, Raps auf Ami-Beats sowie ein Snippet aus dem anstehenden Album umfasst, steht anschließend auf Mike Crushs Homepage zum Download bereit. Besonderen Wirbel verursacht das Stück "Schlagzeilen". Mike Crush muss sich den Vorwurf gefallen lassen, er wolle sich mittels sinnloser Dissereien gegen andere deutsche MCs und Produzenten in Szene setzen - Unterstellungen, die dieser weit von sich weist.

"Halbum I" erscheint im November 2005 bei Jordan Records. Der eigenwillige Name lässt richtig vermuten: Ein halbes Album, eine EP sollte es werden. Den Umfang einer EP haben Mike Crush und Efe zwar gesprengt, der Fortsetzungsteil "Halbum II" soll dennoch folgen. Auf große Feature-Namen verzichtet Mike Crush ganz bewusst; lediglich Blaze ("Geb Nicht Auf"), Üba3ba ("Ticken") und Efe und Ram-C ("Wir Sind So") mischen mit - und das, obwohl von letztgenanntem Track eine Fassung existiert, zu der Snoop Doggs kleiner Bruder Bada Bing einen Part beisteuert.

Alben

Mike Crush - Halbum I: Album-Cover
  • Leserwertung: Punkt
  • Redaktionswertung: 3 Punkte

2005 Halbum I

Kritik von Dani Fromm

Gutes Storytelling auf etwas schwachbrüstigen Beats. (0 Kommentare)

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