laut.de-Biographie
My Dying Bride
Die sterbende Braut rufen Gitarrist Calvin Robertshaw, Sänger Aaron Stainthorpe, Gitarrist Andy Craighan und Drummer Rick Miah im Juni 1990 im englischen West Yorkshire ins Leben. Gemeinsam mit Paradise Lost und Anathema gelten sie als die Initiatoren des so genannten Gothic Metals.
Wie bei den genannten Bands liegen ihre Wurzeln im Death und Doom Metal. Nachdem sie mit dem ersten Demo für Aufregung sorgen, holen sich My Dying Bride für "Symphonaire Infernus Et Spera Empyrium" den Bassisten Adrian 'Ade' Jackson an Bord.
Nachdem die EP noch über das französische Label Listenable erscheint, greifen Peaceville zu und nehmen My Dying Bride unter Vertrag. Da Paradise Lost das Label erst vor kurzem in Richtung Music For Nations verlassen haben, kommen die Bräute mit ihrem Sound gerade recht.
1992 erscheint das Debüt "As The Flower Withers" und ermöglicht der Band die erste Tour durch Europa. Nach und nach finden sie Geschmack an Keyboards und Violinen und integrieren schließlich Martin Powell ins Line-Up, der später auch bei Anathema und Cradle Of Filth aktiv ist.
My Dying Bride starten eine weitere Europatour, doch ihnen wird dabei nicht nur jede Menge Equipment geklaut, sondern sie crashen auch ihren Bus und müssen wegen Krankheit Gigs absagen. Im gewohnten Rhythmus erscheint 1994 zunächst eine weitere EP und 1995 die nächste Scheibe "The Angel And The Dark River".
Vom Death Metal der alten Tage ist fast nichts mehr geblieben, dafür strahlt die Musik eine unendliche Melancholie aus. Die nächste Tour nehmen die Engländer als Support von Iron Maiden in Angriff, nachdem ihre ersten drei EPs unter dem Titel "Trinity" neu aufgelegt werden.
"Like Gods Of The Sun" setzt den eingeschlagenen Weg konsequent fort. Der Erfolg gibt My Dying Bride recht. Nachdem sie Ende 1996 mit Cathedral durch Europa ziehen, kehren sie Anfang 1997 im Rahmen der 'Out Of The Dark III' Festivals mit Sentenced, Therion, Orphanage und Dark zurück.
Sogar in den USA sind sie zum ersten Mal im Vorprogramm von Dio unterwegs. Doch beenden sie die Tour zwei Wochen früher als geplant, da Drummer Rick schwer erkrankt und schließlich die Band sogar verlassen muss.
Nachdem sie mit Bill Law einen Interims-Schlagzeuger finden, machen sie sich an die Aufnahmen zu einem Album mit dem seltsamen Titel "34,788% ... Complete". Leider steigt während der Aufnahmen auch Violinist Martin aus, da ihm die teilweise recht elektronische Ausrichtung der Band nicht mehr passt.
Nach der Veröffentlichung und einer sehr zwiespältigen Aufnahme wird es zunächst ruhig um My Dying Bride. Erst mit der Nachricht, dass Gitarrist Calvin die Band verlassen hat, melden sie sich zurück, ehe sie fürs folgende Jahr schon die nächste Scheibe ankündigen.
Shaun Steels von Anathema hat sich auf dem verwaisten Platz hinter dem Drumset niedergelassen. Johnny Maudlin (Bal-Sagoth) hilft an den Keyboards aus. Neu an der Gitarre ist Hamish Glencross, auch wenn er auf "The Light At The End Of The World" noch nicht zu hören ist.
Hier orientieren sich My Dying Bride eher an Alben wie "The Angel And The Dark River" oder "Like Gods Of The Sun". Um 2000 ihr zehnjähriges Jubiläum zu feiern, erscheinen die beiden Compilations "Meisterwerk 1+2, weitere Gigs folgen ebenfalls.
Kaum zurück im Königreich, verschanzen sie sich schon wieder im Studio, um dort an "The Dreadful Hours" zu arbeiten. Johnny Maudlin hilft dabei einmal mehr an den Keys aus, doch steht eigentlich Yasmin Ahmid im Booklet gelistet.
Im April 2002 übernimmt Sarah Stanton die Tasten - in etwa zur gleichen Zeit, da auch die Live-Scheibe "The Voice Of The Wretched" erscheint. Sarah gibt ihren Einstand auf der kurzen Tour mit The Prophecy durch Europa im Oktober 2003.
Dass sie das Line-Up bereichert, zeigt sich aber erst im folgenden Jahr auf "Songs Of Darkness, Words Of Light". Mit ausgedehntem Touren hält sich das Sextett zurück, ruft seine Fans aber dazu auf, Bilder von künstlerischen Werken einzuschicken, die unter dem Einfluss der Musik von My Dying Bride entstanden sind. Der Zulauf ist überwältigend.
Einige Einsendungen sind auf der "Sinamorata"-DVD zu sehen, die im September 2005 erscheint. Zuvor legen Peaceville die "For Darkest Eyes"-DVD von '97 neu auf und schieben auch noch eine 3-CD-Box namens "Anti-Diluvian Chronicles" hinterher - ungefähr so notwendig, wie ein dritter Daumen.
Im Mittsommer 2006 entsteht "A Line Of Deathless Kings" in den Academy Studios in Dewsbury, der Mix erfolgt in den Chapel Studios in Lincolnshire. Für Drummer Shaun ist es die letzte Scheibe mit der Band, da er aus gesundheitlichen Gründen aussteigen muss.
Seinen Job übernimmt nach einem kurzen Zwischenspiel von John Bennet Dan 'Storm' Mullins. Deutlich überraschender ist der Ausstieg von Basser Adrian, der nahezu seit den Anfangstagen Teil von My Dying Bride war.
Ihn ersetzt eine Dame namens Lena Abé. Ihre Kollegin Sarah Stantons verabschiedet sich schließlich im Juni 2008, da sie hochschwanger ist. Den Platz hinter den Tasten nimmt Katie Stone ein, die auch an der Violine eine hervorragende Figur macht.
Das nutzen die Engländer natürlich nach allen Regeln der Kunst aus und bringen die Geige auf der im März erscheinenden "For Lies I Sire"-Scheibe bestens zum Einsatz.
Katies Gastspiel bei My Dying Bride ist denkbar kurz: Bereits nach der Tour im Sommer ist sie wieder raus. Die Band trauert ihr laut eigenen Aussagen nicht im Geringsten nach, zumal sie mit Shaun Macgowan schnell einen deutlich engagierteren Ersatz finden.
Mitte Dezember schieben My Dying Bride mit "Bring Me Victory" eine EP nach, auf der es neben dem Titeltrack samt Video noch das mittelalterliche britische Traditional "Scarborough Fair", eine Coveversion des The Swans-Klassikers "Failure" und eine Liveversion von "Vast Choirs" zu hören gibt.
Zum 20-jährigen Jubiläum erfüllt sich die Truppe nach 15-jähriger Vorbereitung einen Traum und veröffentlicht "Evinta". Darauf greifen My Dying Bride Melodien und Thematiken ihrer bisherigen Veröffentlichungen auf und packen sie mit Hilfe des Bal-Sagoth-Keyboarders Johnny Maudling in ein neues, symphonisches Gewand.
Schon 2012 kommen Berufspessimisten und Herbstfanatiker erneut auf ihre Kosten. "A Map Of All My Failures" lädt mit doomig schleppenden Klängen zum Hechtsprung ins Taufbecken ein. Die britischen Meister der Melancholie lassen ihre Fans in dieser Hinsicht auch drei Jahre später nicht im Stich: Auf "Feel The Misery" wird der süßeste Seelenschmerz in acht unterschiedlichen Variationen vertont.
In der Folge schließen sich Jahre voller persönlicher Tragödien und bandinterner Zerwürfnisse an. Aaron Stainthorpes Tochter erkrankt an Krebs, Bandmitglieder kommen und gehen. "The Ghost Of Orion" erscheint am Vorabend von Corona und läutet die Verdoomung der Menschheit ein. Auch 2024 lassen My Dying Bride auf "A Mortal Binding" mit seelenmarternden Sehnsuchts-SloMo-Hymnen selbst die grünsten Blätter verwelken. Dabei gehen die bleischweren Briten auf ihrem 15. Album abwechslungsreicher und ausufernder zu Werke als auf dem vergleichsweise kompakten Vorgänger. Die Band bleibt ihrem Weg treu, Melancholie, Depression und pure Agonie in tonale Kunst zu fassen.
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