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6. Tortoise - "Millions Now Living Will Never Die"

Jahr: 1996

In der Mitte der Neunziger musste sich erst noch ein Weg für das bahnen, das ein Jahrzehnt später ein wirkliches Genre formen würde. "Spiderland" von Slint steht auf der einen Seite, Talk Talk auf der anderen, sehr viele Ideen schwirren frei im Raum und warten darauf, weiter ausgeführt, weiter gesammelt zu werden. Die Band, die 1995 vielleicht einen der größten Beiträge dazu geleistet hat, ist Tortoise. Die haben noch die Post-Punk-Sensibilität, die viele Post Rocker der Zeit mitbrachten, aber drängen sich mit ihrem Jam-lastigen, verjazzten Sound in ein eigenwilliges Mittelfeld zwischen Krautrock und moderner Electronica.

Das Opening "Djed" klingt, als hätten Neu! sich auf einen kleinen Anflug von Dub eingelassen, was bedeutet: Es ist eine immerwährende, nach vorne treibende Jam-Session, die kleinen, subtilen Melodie-Improvisationen Raum gab, um all ihre Wirkung zu entfalten. Der Groove ist unwiderstehlich und wälzt sich mit jeder Passage, mit jeder Ergänzung ein bisschen weiter ins Hypnotische. Es ist quasi Post Rock-"Hallogallo", wenn es sich über zwanzig Minuten so weit aufbaut, bis es komplett genügend Raum für sich aufgetan hat. "Along The Banks Of Rivers" und "Glass Museum" werden dann als etwas ziellose B-Seiten nachgereicht, die die wandernde Ortlosigkeit des Kernstücks noch weiter ausmalen, dabei aber weiter in zukünftig typisches Crescendo-Mändern und Ambience-Offenheit ausschweifen. "Millions Now Living Will Never Die" kann gut und gerne als eines der Alben verstanden werden, die aus den Grundfesten einen Blueprint abgeleitet haben.

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