Ingrid Steeger - "... Singt Klimbim"

Licht aus! Spot an!" Nein, halt, das war Ilja Richters Text in "Disco". Die 70er Jahre hatten aber noch eine andere Perle der Fernseh-Unterhaltung zu bieten: "Klimbim", die Adaptation eines US-amerikanischen Comedy-Formats, lief von 1973 bis '79 hochgradig erfolgreich im deutschen und österreichischen Fernsehen. Rückblickend weiß man gar nicht, worüber man sich mehr wundern soll: über die Riege hochkarätiger Gaststars von Curd und Udo Jürgens über Harald Juhnke und Günter Netzer zu Ivan Rebroff, die der Klimbim-Familie während der fünf Staffeln ihre Aufwartung machten? Darüber, dass der hochgradig an-ge-sexte Klamauk zur besten Sendezeit ausgestrahlt wurde? Oder doch über den Umstand, dass diese frivole Sketch-Revue einen Grimmepreis einfuhr? Seltsame Zeiten, diese Siebziger!
Zu den Stars der Show gehörte von Anfang bis Ende Ingrid Steeger, die als Tochter Gaby, das Nummern-Girl oder eine Hälfte der Gebrüder Fürchterlich auftrat. Die Idee, sie eine Platte aufnehmen zu lassen und als deutsche Marilyn Monroe zu vermarkten, kann nur der Wunschvorstellung entsprungen sein, aus dem ohnehin schon beliebten TV-Format noch ein bisschen mehr Profit rauszuquetschen. Ihr Gesangstalent kann jedenfalls nicht den Ausschlag gegeben haben, Steeger hatte offenbar ganz andere Talente. Sehr mühsam quälte sie sich durch die Nummern, die Abi Ofarim (ja, der Vater von diesem Trottel hier) ihr auf den Leib komponiert hatte und auch produzierte: Liedchen zwischen Schlager und Chanson, gewürzt mit Spuren von Walzer, Funk oder Ragtime. Am Mischpult kümmerte sich um diesen Genresalat ein junger Toningenieur namens Harold Faltermeyer, der eine Dekade später noch von sich reden machen soll.
"Ingrid Steeger Singt Klimbim" entwickelt jedoch nicht trotz des offensichtlich fehlenden Gesangstalents seiner Protagonistin enormen Reiz, sondern gerade deswegen. Es erscheint mindestens so absurd wie die Serie, der es entsprang: ein absolut anarchischer Gruß aus schlimm prüden Tagen. Genau deswegen machen wir uns jetzt alle bitte 'nen Schlitz ins Kleid und finden es wunderbar.
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