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Platz 7: Tyler The Creator - "IGOR"

Tyler The Creator zählt noch keine 30 Lenze. Lasst das sacken und versucht, diese Erkenntnis in Vorsätze fürs neue Jahr umzuwandeln. Die Wandlungen und Erfolge in Tylers schon so lange andauernder Karriere sind bemerkenswert Bowie-esk, und "IGOR" reiht sich ein in eine mindestens seit "Cherry Bomb" anhaltende Serie an Meisterwerken. Neu ist, dass mit "IGOR" zum ersten Mal eines seiner Alben in den USA auf Anhieb auf Platz eins landet.

Den bei Veröffentlichung vielbeschworenen Bruch mit den Vorgängern gibt es nicht. "IGOR" wurde kein schwules, politisches Selbstbehauptungsalbum, sondern wie jedes Album des Kaliforniers zuallervorderst eine verkopfte Nabelschau der eigenen Gefühle. Auch das Amalgam aus Synth-Melodiebögen, harmonischen Soul-Bridges und einer Vorliebe für basslastige, flächige Beats wurde weiterentwickelt, nicht neu erfunden. Ja, Tyler singt immer mehr, aber daran ist nur bemerkenswert, dass er es hörbar nicht bemüht tut, sondern schlicht keine Angst hat, das für den Song Richtige durchzusetzen.

Wie jeder großartige Künstler pflegt Tyler einen egozentrischen Narzissmus, denn der titelgebende Igor ist Tyler selbst, ein von ihm seit Anfang seiner Karriere verwendetes Stilmittel. Dass Kanye West hier als Yeezus auftritt, der Tyler den Weg zu Gott / Licht / "me" aufzeigen will, darf nicht verwundern. Die Kehrseite der Medaille: "IGOR" ist ein herausragendes Album mit Schwächen, mit Redundanzen, die auf den Eigenwilligkeiten seines Schöpfers beruhen, auf seiner bornierten Vorliebe für das Operettenhafte. Genie und Wahnsinn, halt.

Tyler The Creator - Igor*

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