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Platz 38: Sufjan Stevens – America

Sufjan Stevens und die USA haben schwere Beziehungsprobleme. Dabei lief es mal so rosig zwischen der Nation und dem Indie-Primus, als er noch jedem der 50 Bundesstaaten ein Denkmal in Albumlänge setzen wollte. Dieses halb im Scherz gemeinte Großprojekt verwirklichte Stevens ansatzweise mit "Michigan" und "Illinois", die noch mit Banjo- und Flötenklängen romantische Bilder von Superman und Heimatlandschaften zeichneten. Das liegt mittlerweile 15 Jahre zurück und die USA und Stevens reden nicht mehr miteinander.

Stattdessen kommentiert der Songwriter die Missstände des tief gespaltenen Landes in einer monumentalen Single, die mit ihren Synthie-Eskapaden auf jeden folkloristischen Charme verzichtet. "Don't do to me what you did to America", fleht Stevens eindringlich auf einem Klangteppich, der die Electronic-Experimente mit leichten New-Age-Anleihen abfedert. So klingt Stevens 2020 wieder deutlich artifizieller, aber längst nicht so sperrig wie auf "The Age Of Adz" von 2010. Als halbes Liebes- und halbes Protestlied entfaltet "America" ein anrührendes Synthie-Crescendo, das Stevens im Abklang verzweifelt zurücklässt. Kopf hoch, Sufjan, vielleicht könnt ihr beiden ja bald mal wieder telefonieren.

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