Funkadelic - "Maggot Brain"
Schön, wenn der Boss klare Anweisungen gibt. "Spiel', als wäre gerade deine Mutter gestorben", forderte Bandleader George Clinton seinen Gitarristen Eddie Hazel auf, "und in der zweiten Hälfte spiel' dann, als hättest du eben erfahren, dass sie doch noch am Leben ist." Dass Clinton zum Zeitpunkt der Entstehung von "Maggot Brain" ganz, ganz weit draußen auf einem LSD-Trip war, muss man wahrscheinlich nicht extra dazusagen. Man schrieb das Jahr 1971, und wir sprechen hier von Funkadelic. Bitte.
Entsprechend verwunderte, verstörte, verschreckte der zugehörige Longplayer, der letzte in der originalen Funkadelic-Besetzung, den einen oder anderen zart besaiteten Kritiker. Als "kaputte, trostlose Landschaft mit wenig Erfreulichem", bezeichnete der Rolling Stone das als "limitiert" empfundene Album: "Wer braucht diesen Scheiß?" Robert Christgau, damals für die Village Voice tätig, zeigte sich gnädiger und traf den Kern der Sache auch besser: "druggy, time-warped super-schlock", wortneuschöpfte er eine Bezeichnung für den Irrsinn zusammen, den er da hörte. Einem Track attestierte er zudem "einen Rhythmus, so prägnant und exzentrisch, dass er Berry Gordy zu Tode zucken lassen könnte". Wer hätte das nicht gerne gesehen?
Bis 2003 hat übrigens auch der Rolling Stone dazugelernt (oder die richtige Medikamentierung zum Genuss dieser Platte gefunden): Den Scheiß, den angeblich keiner brauchte, führen sie dort seitdem in ihrer Liste der 500 Greatest Albums of All Time - als "das heftigste Rock-Album, das P-Funk je hervorgebracht hat". Zeiten ändern dich.
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