Sly & The Family Stone - "There's A Riot Going On"
Eigentlich hätte dieses Album den Titel "Africa Talks To You" tragen sollen. Sly Stone entschied sich dann aber doch, die Frage zu beantworten, die Kollege Marvin Gaye wenige Monate zuvor in den Raum geworfen hatte? "What's Going On?" "There's A Riot Going On", und das im Kleinen wie im Großen.
Im Bandgefüge von Sly & The Family Stone knirschte es 1971 bereits erheblich. Nach dem Erfolg von "Stand!" lastete plötzlich immenser Druck auf den Musikern. Das Label verlangte einen Nachfolger, die Black Panthers, denen Stone angehörte, forderten angesichts der politischen Entwicklungen mehr und vor allem radikalere Inhalte. Stone entzog sich all dem, indem er erst einmal gar nichts lieferte und sich statt dessen tief und tiefer in den Rausch flüchtete: bekanntermaßen eine mittelgut funktionierende Strategie, um Konflikte zu entschärfen. Bandkollegen wurden reihenweise gefeuert oder warfen selbst das Handtuch. Vom ständigen Kommen und Gehen bekam Stone vermutlich nur Bruchteile mit, verpasste er doch selbst jeden dritte seiner eigenen Live-Shows.
Das vielleicht Erstaunlichste an diesem Album ist entsprechend seine bloße Existenz. Den Großteil davon hatte Stone selbst ausgebrütet und eingespielt. Mit seinen Bandkollegen arbeitete er, wenn überhaupt, nur einzeln zusammen. Nebenher engagierte er diverse andere Musiker, die Beteiligtenliste an "There's A Riot Going On" liest sich entsprechend wie ein Blick in eine Hall of Fame: Billy Preston, Ike Turner, Bobby Womack ...
Eine rauschende Party richteten all diese Hochkaräter nicht aus, vielmehr gestattet "There's A Riot Going On" einen Blick in die schwärzesten Abgründe. "Bitterster Ghetto-Pessimismus", attestierte die Kritik dem Werk. "Muzak mit dem Finger am Abzug", "eine der verdammtnochmal wichtigsten Platten des Jahres".
Sly & The Family Stone - "There's A Riot Going On"*
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