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Herbert Grönemeyer - "Männer"

Zwei Jahre zuvor hatte Ina Deter gefordert, das Land brauche neue, ein seinerzeit relativ erfolgloser Sänger hat sie mitgebracht: "Männer". 1984 war Herbert Grönemeyer ein klitzekleines Licht und tatsächlich eher als Schauspieler bekannt. Von den vier Alben, die er bis dahin veröffentlicht hatte, hatte kaum jemand etwas mitbekommen. Seine Plattenfirma Intercord kündigte ihm daraufhin die Zusammenarbeit auf, er musste sich ein neues Label suchen. Bei Electrola beschlossen sie, dem Mann eine Chance zu geben, obwohl er in seiner Muttersprache sang.

Deutsch galt nach der Implosion des Hypes um die NDW als maximal uncool, zumal konnte dieser Typ doch eigentlich gar nicht singen. Schlimmer noch: Er artikulierte so undeutlich, er war kaum zu verstehen. Der Legende nach bemängelten Grönemeyers Plattenbosse genau dies, als er ihnen die erste Single aus seinem Album "4630 Bochum" vorstellte. Angeblich konterten Künstler und sein Soundmann das mit dem Angebot, den Song neu abzumischen und so für akustische Klarheit zu sorgen. Im Studio änderten sie dann, so erzählt man sich, rein gar nichts an der Aufnahme, sondern gossen sich gemütlich Bier in den Hals. Das vermeintlich bereinigte Band soll dann aber Gnade vor den Augen der Labelchefs gefunden haben. Man hört offenbar, was man hören will.

Das Publikum liebte Grönemeyers halb-satirische Abrechnung mit Klischees und Männlichkeitsbildern sowieso. In stundenlangen Diskussionen mit seiner damaligen Freundin und späteren Frau sei er auf den Text gekommen, erinnerte sich Grönemeyer. Mit den hochtrabenden Analysen seiner Lyrics konnte er dagegen nie viel anfangen: "Ich kanns nicht mehr hören", schimpfte er Jahre später in einem Interview mit dem Spiegel. "Ich habe Sätze geschrieben, die sind einfach stulle. Aber im Zusammenhang mit der Musik funktionieren sie."

Von den gefloppten Versionen auf Englisch und Niederländisch einmal abgesehen, funktionierten sie wie Sau: "Männer" feuerte den Startschuss für Herbert Grönemeyers Karriere ab, besser als das zugehörige Album verkaufte sich 1984 in Deutschland kein anderes.

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