Fad Gadget - "Collapsing New People"
Apropos Formel Eins: In den 80ern ging in Deutschland wenig ohne diese ARD-Musiksendung, vor allem, als noch nicht jeder Haushalt mit MTV versorgt wurde. Wie Depeche Mode ist auch Fad Gadget einmal persönlich zu Gast in dieser Sendung, allerdings nicht, weil sein Song auf Platz eins der Charts landete. Soweit brachte es der spezielle Sound des britischen Synthie-Punk-Innovators Frank Tovey nie, "Collapsing New People" wird sein einziger Charteinstieg in Deutschland. Entsprechend einzigartig gerät sein Auftritt: Er tritt geteert und vollständig mit Federn bedeckt in den Münchner Bavaria-Kulissen auf.
Da Fad Gadget wie Depeche Mode Künstler bei Mute Records ist, schickt ihn Boss Daniel Miller 1984 ebenfalls nach West-Berlin, um dort kostengünstiger als in Großbritannien ein Album aufzunehmen. Die Mauerstadt ist damals außerdem ein Tummelplatz für alternative Musiker*innen mit den Einstürzenden Neubauten als heimischen Avantgarde-Heroen. Die lernt Tovey natürlich auch kennen, spielt Konzerte mit ihnen und nimmt mit "Collapsing New People" schließlich den damals populären, siechenden Verfallslook Berliner Alternative-Szenegänger aufs Korn.
Der Song soll einen langen Atem haben: Zahlreiche spätere Stars wie DJ Hell, Westbam oder John Aquaviva verehren ihn, aufgrund seiner metallischen Sounds gilt er vielen bis heute als ein musikalischer Inbegriff für West-Berlin, was auch seine Aufnahme in den Soundtrack zur Sven Regener-Verfilmung "Herr Lehmann" erklärt. Frank Tovey selbst durfte dies nicht mehr miterleben. Anfang des Jahrtausends ist sein Comeback nach der Support-Tour für Depeche Mode gerade in voller Fahrt, als er 2002 mit 45 Jahren stirbt. Er litt seit seiner Kindheit an einem Herzfehler.
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