Einstürzende Neubauten - "Halber Mensch"

Mit "Halber Mensch" verabschieden sich die Einstürzenden Neubauten von den reinen Geräusch- und Lärm-Attacken ihrer ersten zwei Alben und wenden sich einer, wie Wikipedia das nennt, "herkömmlicheren" Art zu musizieren zu. Immer noch dienen Schrott, Alltagsgegenstände und Werkzeuge zur Klangerzeugung, allerdings kommen nun tatsächlich auch Instrumente wie Bass und Schlagzeug zum Einsatz, und manche der Songs sind sogar nach dem klassischen Strophe-Refrain-Schema aufgebaut.
Von der Eingängigkeit späterer Alben wie etwa "Silence Is Sexy" sind die Neubauten hier jedoch noch weit entfernt. Selbst für heutige, Kummer gewohnte Ohren klingen auch die zugänglichsten Tracks wie der Titelsong "Halber Mensch" oder das mit klassischem Equipment aufgenommene "Yü-Gung" brachial und fremd.
Auch wenn man in Sound gewisse Konzessionen an menschliche Hörgewohnheiten erkennen will, bleiben Blixa Bargelds Texte teils rätselhaft, teils furchteinflößend und machen dem Bandnamen alle Ehre: Immer noch zweifeln die Einstürzenden Neubauten am Wirtschaftswunder-Glauben und den Fortschrittsverprechen der Nachkriegszeit. Dabei zielt die Skepsis mal in den privaten Bereich, mal in den öffentlichen. In den privaten, wenn der durchgehende Rhythmus aus dem Klopfen eines Rasiermessers auf einem Spiegel entsteht und den zu der Zeit ausufernden Speed-Konsum der Bandmitglieder symbolisiert. In den öffentlichen, wenn der Titeltrack die Verstümmelung des Menschen durch die technokratische Gesellschaft behandelt.
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