PJ Harvey - "To Bring You My Love"

Für PJ Harveys Debüt-Album "Dry" (1992) und den von Steve Albini produzierten Nachfolger "Rid Of Me" (1993) hagelt es Lob und Preisnominierungen. Der wütende, auf Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang reduzierte Sound passt zum musikalischen Zeitgeist, der Anfang der 90er klar vom Grunge bestimmt ist. Jede(r) andere hätte wohl versucht, an diese Erfolge anzuknüpfen, doch PJ Harvey etabliert sich mit "To Bring You My Love" 1995 als eine Künstlerin, die sich auf keinen Stil festlegen lässt.
Mit Unterstützung des Multiinstrumentalisten John Parish und des Produzenten Flood, der mit Arbeiten für Nick Cave, U2 und Nine Inch Nails seine Vielseitigkeit bewiesen hatte, spielt sie ein Album ein, das räudigen Südstaaten-Blues, krachenden Rock und melodische Balladen in Einklang bringt. Doch auch wenn auf "To Bring You My Love" gelegentlich sogar Streicher zu hören sind, wirkt es doch in keinster Weise glatt, sondern immer noch so schmutzig, eindringlich und gelegentlich stürmisch wie seine Vorgänger.
Seither hat PJ Harvey ihre musikalische Vielseitigkeit oft erneut unter Beweis gestellt. Doch bei aller Wandelbarkeit bleibt eines gleich. Bei ihren Konzerten im vergangenen Jahr bewegte sie sich zu manchen Liedern in einer Art Ausdruckstanz und erinnerte damit an ihren Auftritt im Video zu "Send His Love To Me" vor nunmehr 30 Jahren. Wie sie da durch die Wüste stolpert und mit den klobigen Schuhen in ihren Händen den Rhythmus schlägt, das wirkt genau wie ihre Bühnenperformance von 2024 zugleich absurd und auf eine ganz rührende Art verletzlich. Man hat bei ihr einfach immer das Gefühl, dass sie alles gibt.
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