Platz 22: Kids See Ghosts - "Kids See Ghosts"
"Daytona" ist die große Symphonie für die Dope Boys, "Ye" das Album mit "Ghost Town" drauf, "Kids See Ghosts" aber legt als einziges aus der Reihe der fünf GOOD Music-Releases dieses Sommers Zeugnis davon ab, wie das klingt, wenn das Triumvirat Kanye, Cudi, King Push seine Kräfte á la "Dragon Ball" fusioniert und in Trackform freisetzt. Allein der Einstieg mit "Feel The Love" rechtfertigt, warum sich ein Großteil der selbsternannten Musikchecker dieses Planeten auf "Kids See Ghosts" einigen kann: Pusha T flowt unzerstörbar, Kid Cudi gibt das Mantra "I can still feel the love" und Kanye West das dazu, was Kollege Gölz ebenso gewagt wie treffend "die Scat-Gesänge der Trap" nennt, dazu ein Beat, den man nur Ekstase nennen kann, fertig ist die gen Trapstandard und Genremuff geschwungene Abrissbirne.
Man kann davon, das "L" in LP zu streichen und nur noch 22-Minüter zu veröffentlichen, halten, was man will, doch wie schon "Daytona" fühlt sich "Kids See Ghosts" kein Stück zu kurz an. Die Laufzeit kann man als "Anpassung an veränderte Hörgewohnheiten" erklären oder verächtlich machen, aber nicht bestreiten, dass Kanye und Cudi hier mustergültig Wert auf Dramaturgie gelegt haben: "Freeee" funktioniert, genau in der Mitte platziert, perfekt als Scharnier zwischen der "beautiful madness" von "Feel The Love" bis "4th Dimension" und den letzten drei Tracks, die das Album zu dem ergreifenden Moment machen, der es ist, weil Kid Cudi hier glänzt wie seit langer Zeit nicht mehr. "Reborn" bildet das Herz der Platte, Cudis ganz persönlicher Gospel und vielleicht der beste Track, den er je gemacht hat, richtet er sich doch auch an uns alle. Ein Song, der den Weg ausleuchtet in Zeiten, in denen es innen ganz arg finster wird: "I'm so, I'm so reborn / I'm moving forward / keep moving forward / keep moving forward." Bleib weiter so tapfer, Kid Cudi, süßer Prinz, und geh weiter in diese Richtung. Es ist die richtige.
Kids See Ghosts - Kids See Ghosts*
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