laut.de-Kritik
Pushas und Kanyes Stärken meisterlich gebündelt.
Review von Thomas HaasSchon erstaunlich, wie der große Pusha-T, immerhin President of G.O.O.D. Music und unfickbarer Rap-Chef, sich die Veröffentlichung seines akribisch ausgetüftelten Albums "King Push" über den Haufen hat werfen lassen. Nach einer eigens einberufenen Listening-Session soll das Urteil von Kanye West - trotz jüngeren Alters so etwas wie Pushas Mentor - in etwa so geklungen haben: "I could do the production a thousand times better". Es versteht sich von selbst, dass die ursprünglichen Beats keineswegs von No-Names stammten. Doch der richtige Riecher ist Pusha nicht abhanden gekommen, obwohl das mit dem Kokain verticken schon eine gefühlte Ewigkeit zurückliegt.
Wenige Wochen später in Wyoming kann man sich die Szenerie in etwa so vorstellen: Kanye hetzt von Zimmer zu Zimmer, seine engsten Freunde sind die MPC und ein Stapel voller Platten. Wie steht's um das Nas-Album? Was ist mit der Kid Cudi-Kollabo? Und wo verdammt hörte die letzte Session mit Pusha noch einmal auf? Fragen, die einen Kanye West keineswegs aus dem Konzept bringen. Denn für das, was da in den nächsten Wochen auf die Welt zukommen soll, ist Pushas kurzerhand in "Daytona" umbenanntes Album mehr als nur ein gelungener Auftakt. Es ist, wie Pusha selbst anmerkte, etwas für die Feinschmecker, für die absoluten Rap-Liebhaber. Unter anderem deshalb reichen der Platte sieben Anspielstationen aus: Pusha hat es nicht nötig, ein überbordendes Ungetüm eines Albums zu veröffentlichen, um die Playlists da draußen zu füttern.
Bereits auf den schon starken Vorgängeralben "My Name Is My Name" und "Darkest Before Dawn" stammten die besten Songs aus Wests Beatproduktion (man erinnere sich an "Numbers On The Boards" oder "Nosetalgia"). "Daytona" verdichtet diese unantastbare Chefangelegenheit nun noch ein Stück schlüssiger. Dafür diggt, verfremdet und flippt Kanye zunächst derart originelle Samples, dass sich nicht wenige an die "Old-Kanye-Days" erinnert fühlen. Pusha lässt sich ob dieser Steilvorlage nicht zweimal bitten und rappt ambitionierter und scharfkantiger denn je. Ob das die Kids verstehen? Egal. "If You Know You Know". Glücklich der, der es weiß.
Unter den sieben Songs findet sich kein offensichtlicher Hit, die meisten Songs brauchen nicht einmal eine eigene Hookline. Dafür schickt Kanye lieber die handgepickten Samples vor, sie schneiden die schnörkellosen und fiesen MPC-Beats des öfteren regelrecht ab. Auf "Come Back Baby" übernimmt diesen Part ein wundervolles Soul-Sample von George Jackson, bevor Pusha den knallharten Konter dazu fährt. Fast scheint es so, also würde er mit jedem Album noch lieber über die vergangenen Drogengeschäfte rappen: "All my dopeboys, we like kinkfolk/ B-more burnt spoon, D.C. glass pipe/ V.A. sent bales, 'bout that trap life/ Blew through thousands, we made millions/ Cocaine soldiers, once civilians".
Auf "The Games We Play" flippt Kanye ein E-Gitarren-Sample so ausgefuchst runter, dass der Beat schlussendlich einer tickenden Zeitbombe ähnelt. Pusha begiebt sich in der Zwischenzeit auf tagesaktuelles Geschehen hinab: Neben spöttischen Kommentaren zu Nachwuchs-Rappern ("It's a nightmare, yeah / I'm too rare amongst all of this pink hair, ooh!") nimmt auch Kanye auf seinem Gastverse Bezug auf die neuerliche Trump-Kontroverse: "If you ain't driving while black, do they stop you? / Will MAGA hats let me slide like a drive-thru?". Musikalisch bewegt sich "Daytona" durchweg in der obersten Spielklasse.
Den Abschluss macht "Infrared", das von vielen Beobachtern (und dem Betroffenen selbst) als direkter Angriff gegen Drake aufgefasst wird. Realness-Verfechter Pusha bezieht sich darauf zum wiederholten Mal auf die Ghostwriting-Vorwürfe gegen den Kanadier, indem er eine Drake-Line von "Poetic Justice" gegen ihn selbst verwendet: "How could you ever right these wrongs / When you don't even write your songs?". Das sitzt.
Drake lieferte auf seiner postwendenden Antwort übrigens eine bemerkenswerte Zeile: "I had a microphone of yours, but then the signature faded / I think that pretty much resembles what's been happening lately". Spätestens nach "Daytona" sollte er ernsthaft darüber nachdenken, die Unterschrift erneuern zu lassen.
Denn das Machwerk geht locker als Kleinod des extravaganten Drug-Raps durch. Die knapp bemessene Spielzeit von 21 Minuten macht in diesem Kontext doppelt Sinn, wissen die Protagonisten doch nur zu gut, wie schnell eine Platte verwässert. So bleibt ein kohärentes und intensives Schwergewicht eines Mini-Albums, das sowohl Pushas als auch Kanyes Stärken meisterlich miteinander bündelt.
14 Kommentare mit 20 Antworten
und warum jetzt eigentlich keine 5?
5/5
Pusha is unaushaltsam am liefern.
5/5 wäre mehr als verdient gewesen. Nur trotz des Lobes, etwas zu kurz geraten. 3 Tracks mehr hätten das Ganze abgerundet.
mal irgendwann reinlauschen
Album gefällt mir echt gut! Hatte ich gar nicht erwartet. Kannte bis jetzt nur die FoG2:LUP, welche mir eigentlich ganz gut gefallen, aber mich doch nicht zum Push Fan gemacht hat. Hab diese Platte jetzt aber mal zum Anlass genommen, auch mal in die anderen Alben reinzuhören und hab festgestellt, dass ich einiges nachzuholen habe. Von mir 4/5.
jaja klar dass ein kanye verschnittt hier gut ankommt oh man wenn man keiner ahnung vong musix heutzutage hat einfach mal den maul haltne
Ja, Jerome, befolge doch bitte mal deinem eigenen Rat und HALTE ENDLICH DEIN MAUL. Du geistig Behinderter.
* deinen