Best of 2020: Die Musikbücher des Jahres

Katja Krasavice - "Bitch Bibel"

Worum geht's?

Analog zu des Bosses "Zehn Boss-Geboten" formuliert nun die selbsternannte Boss-Bitch ihrerseits die "Zehn Bitch-Gebote": Das kann ja nur furchtbar werden. Festhalten, jetzt: "Bitch Bibel" ist ein gutes Buch. Das liegt vor allem daran, dass es zwar in Form und Aufmachung Parallelen zu Kollegahs Anleitung zum Unglücklichsein zeigt, tatsächlich aber die genau gegenteilige Botschaft in die Welt schreit: Pass' dich nicht an. Bleib' dir selbst treu. Erfolg, Geld, Fame, Follower: alles schön, alles möglicherweise erstrebenswert - aber nicht um jeden Preis. Katja Krasavice dröselt schonungslos und unromantisch ihre Kindheit und ihren Werdegang auf. Die Erkenntnisse, die sie unterwegs gewann: Finde heraus, was du magst, was du gern tust, und dann tu' genau das. Für dich selbst, für niemanden sonst. Mach' dich von niemandem abhängig. Das kann man doch wirklich bedenkenlos jedem Mädchen mit auf den Weg geben - und jedem Jungen übrigens auch.

Wer hat's geschrieben?

Katja Krasavice ist YouTuberin und seit einiger Zeit "Rapperin", die - es lässt sich nicht schönreden, und das versucht zum Glück auch niemand, nicht einmal Katja selbst - mit auf Fickpuppe modifizierter Optik und pornösem Content Bekanntheit erlangt hat. Katja Krasavice ist - wie dieses Buch wirklich gut zeigt - aber noch viel mehr, nämlich mindestens eine überaus clevere Selbstvermarkterin, eine gute Geschäftsfrau mit einem (selbstverständlich operierten) Näschen für lukrative Unternehmungen. Dass in diesem zurechtoptimierten Barbiepuppen-Leib eine durchaus selbstkritische, reflektierte, ziemlich sympathische und obendrein witzige Person steckt, gehört zu den verblüffenderen Erkenntnissen, die die "Bitch Bibel" bietet. Beim Schreiben geholfen hat Co-Autorin Johanna Völkel.

Wer soll's lesen?

Du stehst auf Katja Krasavice? Lies dieses Buch, du wirst es lieben. Du findest sie zum Kotzen? Lies dieses Buch, es könnte sein, dass sich deine Sicht der Dinge dramatisch ändert. (Auf die Wahrnehmung ihrer Musik hatte die Lektüre der "Bitch Bibel" keinen Einfluss, leider. Die ist hinterher noch immer schauderhaft.)

Das beste Zitat:

Ich bin es leid, ständig mit einer derart altmodischen Doppelmoral konfrontiert zu werden. Eine 'emanzipierte' Gesellschaft muss es ertragen können, wenn eine Frau über Sex redet, Künstlichkeit feiert und sich der Klischees bedient, die andere vielleicht als Zeichen männlicher Unterdrückung verstehen.

Wertung: 3/5
Text von Dani Fromm

"Bitch Bibel"*

Wenn du über diesen Link etwas bei amazon.de bestellst, unterstützt du laut.de mit ein paar Cent. Dankeschön!