Juri Sternburg - "Das ist Germania"
Worum geht's?
Bei "Germania" handelt es sich eigentlich um ein recht erfolgreiches und zurecht preisgekröntes YouTube-Format. In knappen Video-Interviews sinnieren da Vertreter*innen der (im weitesten Sinne) Hip Hop-Szene darüber, was Begriffe wie "Heimat" und "Fremde" für sie bedeuten. Bei den Interviewten handelt es sich sämtlich um in Deutschland lebende Menschen mit Migrationshintergrund. So unterschiedlich ihre Geschichten und Perspektiven ausfallen, eint sie doch eine Erfahrung: Das "Deutsch-Sein" bekommen sie gerne mal abgesprochen. "Germania" (inzwischen in eine neue Staffel gegangen) eröffnete zahllose neue, teils bisher unbekannte Blickwinkel. Der Eindruck, dass die Geschichten der Porträtierten den Rahmen eines kurzen Filmchens eigentlich sprengen, ergab sich häufing. Deshalb im Grunde eine gute Idee, diesen Gesprächen in Buchform mehr Raum einzuräumen. Schade, dass "Das ist Germania" dann aber doch viele Chancen vergibt. Schon die Auswahl der Gesprächstpartner*innen für das Buch wirkt eher mau. Dass da Yonii, Enemy oder Younes Jones als "Größen des Deutschrap" durchgehen: geschenkt. Aber dass sich neben der inzwischen doch mehr als abgehalfterten Lady Bitch Ray wirklich keine einzige Frau finden ließ und man, damit das Ganze nicht vollkommen zur Würstchenparty verkommt, auf eine Beauty-YouTuberin und eine Seifenopern-Darstellerin zurückgreifen musste: schon arg mau für 2020. Die klischeehaften Rahmen, die der Autor um die Interviews zimmerte, wirken zwar dämlich, stören letzten Endes aber noch weniger als der belehrende Tonfall, der sich durch das Buch zieht.
Wer hat's geschrieben?
Juri Sternburg aus Berlin ist Journalist, Autor und Dramatiker. Seine Arbeiten wurden bereits mit diversen Preisen dekoriert, bestimmt nicht ohne Grund. Diesem Projekt jedoch hätte ein bisschen mehr Journalismus und dafür etwas wenger Drama wahrscheinlich gut getan.
Wer soll's lesen?
Menschen ohne Internet-Zugang. Allen anderen sei das Video-Format ans Herz gelegt, das für das Buch Pate stand.
Das beste Zitat:
"Einfach mal die Klappe halten und zuhören."
Wertung:
Text von Dani Fromm
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