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Dave Ball - "Electronic Boy"

Worum geht's?

Um die ziemlich beneidenswerte Geschichte, wie man als abgebrannter Kunststudent mit der zweiten Single einen Welthit landet. Und um viele unschöne Dinge, die schneller Ruhm mit sich bringt. Mit trockenem britischen Humor nimmt einen ein 61-Jähriger an der Hand und erzählt zunächst von seiner schwierigen Kindheit. Man begleitet Dave Ball bei seinen ersten Discobesuchen, wo er Northern Soul kennen lernt ("Tainted Love"!), und zu schlechten Ferienjobs, von denen ihm einer allerdings die deutsche Band Kraftwerk nahe bringt. Dann folgen der kometenhafte Aufstieg von Soft Cell mit Marc Almond und das eher unrühmliche Ende, für Ball doppelt belastend, weil er sich plötzlich in der Rolle des Familienvaters wiederfindet. Enge Beziehungen zur Industrial-Ikone Genesis P-Orridge (Throbbing Gristle, Psychic TV) sind einem bürgerlichen Lifestyle auch eher abträglich. In den 90ern ist Ball mit dem Techno-Projekt The Grid wieder obenauf. Die Story, wie das Banjo in den Single-Hit "Swamp Thing" kam, ist alleine schon die Anschaffung des Buches wert. Doch auch über Kollegen wie Lemmy (Motörhead), Freddie Mercury, David Bowie, Klaus Nomi oder Pete Burns (Dead Or Alive) weiß Ball Amüsantes zu berichten.

Wer hat's geschrieben?

Der unscheinbare Keyboarder von Soft Cell, den auf offener Straße außer Marc Almond und seiner Mutter niemand erkennt.

Wer soll's lesen?

Fans der ersten Synthie-Pop-Bewegung, aber auch Spätgeborene, für die Balls Anekdoten einer Zeitreise gleichkommen dürften. Immerhin stand der Mann schon 1980 mit Depeche Mode auf der Bühne und ging auf dieselbe Schule wie Pet Shop Boy Chris Lowe. Technische Details für Keyboard-, Sampler- und sonstige Hardware-Geeks sind ebenso in reicher Fülle vorhanden.

Das beste Zitat:

Während der Arbeiten am zweiten Album "The Art Of Falling Apart" in New York: "Mike and I were working on synthesizer sounds. At about 3 p.m., we got a call from the international department at Phonogram in London. They had a very urgent request: 'Tainted Love' was still number one in Germany and the biggest pop show over there wanted us to perform the following week. An appearance would guarantee at least another week at number one - that meant a potential 25.000 sales. My initial reaction, as I was ingrossed in working on the Synclavier, was: Tell 'em to fuck off, we're trying to record the follow-up. Marc suddenly had a brainwave and suggested getting his friend Dylan in Leeds to pretend to be me. It made total sense: A body double. The Germans didn't know what I really looked like anyway. As long as they had Marc with his bangles and mascara up front, all Dylan had to do was lurk in the background and mime playing the keyboards like I did. They flew to Dusseldorf and recorded the show and no one noticed any difference."

Wertung: 4/5
Text von Michael Schuh

"Electronic Boy"*

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