laut.de-Biographie
Soft Cell
Vier Jahre nur hielten es die beiden Kunststudenten Marc Almond und Dave Ball zusammen aus, bevor das Duo beschloss, fortan wieder getrennte Wege zu gehen. Doch in den (ersten) vier Jahren ihres Bestehens, angefangen bei ihrer in Sammlerkreisen gesuchten Debüt-EP "Mutant Moments" aus dem Jahr 1980 (2020 wiederveröffentlicht) bis zu ihrer letzten LP "This Last Night In Sodom", die 1984 in die Schallplattengeschäfte kommt, veröffentlichen sie einen Top Ten-Hit nach dem anderen.
Die Geschichte von Soft Cell beginnt im englischen Leeds, wo sich der Synthesizer-Freak Dave Ball und der mit schauspielerischem Talent behaftete Sänger Marc Almond an der Uni treffen, wo beide Kunstgeschichte studieren. Nebenbei wollen sie die Musik zu Theaterstücken komponieren und pflanzen so den Samen, aus welchem schon bald Soft Cell hervorgehen sollte. Wurde ihre Debüt-EP noch weitgehend ignoriert, so stürmen sie mit ihrer zweiten Single "Tainted Love", einer schnulzig-seichten Synthie-Soul-Pop-Coverversion des von Four Preps' Ed Cobb geschriebenen und von Gloria Jones interpretierten Songs, direkt an die Spitze der britischen und deutschen Charts (hierzulande reichte es "dank" Gottlieb Wendehals leider nur für Platz zwei!).
Weitere Hits wie "Bedsitter" oder "Say Hello, Wave Goodbye" machen auch ihre erste LP "Non-Stop Erotic Cabaret" zum Bestseller. Und das, obwohl oder vielleicht gerade weil sich Soft Cell durch ihre triefend weichen, manchmal auch kitschigen Sounds und dem oftmals affektierten und pathetischen Gesang von Marc Almond immer in große Nähe zum verruchten großstädtischen Nachtleben begeben.
Das kurz danach veröffentlichte Remix-Album "Non-Stop Ecstatic Dancing" schließt zwar nicht an den Erfolg des Debütalbums an, doch 1983 sind Soft Cell mit "The Art Of Falling Apart" wieder ganz oben. Die Freude währt jedoch nur kurz, denn noch bevor ihr nächstes Album "This Last Night In Sodom" erscheint, trennen sich Dave Ball und Marc Almond, so dass Soft Cell als beispiellose Synthpop-Erfolgsstory in die Annalen der Popgeschichte eingeht. Almond startet eine erfolgreiche Solokarriere, Ball bleibt dem Musikgeschäft als Produzent und Komponist treu. Als The Grid landet er Anfang der 90er mit Kollege Richard Norris sogar noch einmal einen Charterfolg ("Swamp Thing").
2001 passiert das Unfassliche: für den mit Glanz und Gloria neu eröffneten Londoner Ocean-Club wagen Almond und Ball ein Live-Comeback. Der frenetische Jubel von Fans und Presse gilt auch den neuen Soft Cell-Songs, die das Duo schon länger im stillen Kämmerlein ausgetüftelt hat. Auch eine Reunion-Tour durch europäische Metropolen gerät zum Triumphzug, so dass im Frühjahr 2002 die Compilation "The Very Best Of" in die Läden kommt, auf der neben zwei Remixes auch zwei neue Soft Cell-Tracks vertreten sind. Nach der Fortsetzung der Tournee im April und einigen Festival-Dates erscheint im Oktober 2002 das neue Studioalbum "Cruelty Without Beauty", das nahtlos an die bekannten Alben der 80er anknüpft. Trotz der Erfolge gehen beide Musiker anschließend wieder eigene Wege.
2018 verkünden Soft Cell zum 40. Band-Jubiläum überraschend ein Farewell-Konzert in Londons übergroßer O2 Arena. Der erste Gig nach 15 Jahren soll gleichzeitig der letzte sein. Für Sänger Almond der richtige Zeitpunkt: "Ich hatte immer das Gefühl, das Soft Cell noch nicht beendet ist. Mit diesem allerletzten Konzert wollen wir das Kapitel bestmöglich beenden. Es wird ein definitiver Abend und ein Dankeschön an jeden Fan." Innerhalb kurzer Zeit ist das größte Konzert in der Bandhistorie ausverkauft und der Abend, zu dem Soft Cell-Fans aus aller Welt anreisen, gerät zum würdigen Abschied.
Doch das große Echo auf diesen Abend hallt nach: Erst viel später kommt heraus, dass Almond und Ball kurz nach dem Konzert ihre Unterschriften unter einen Plattenvertrag mit BMG setzen und sich damit für ein weiteres Studioalbum verpflichten, das - mit pandemischer Verzögerung - im Mai 2022 erscheint. Auf "*Happiness Not Included" versammeln sich zwölf neue Songs, darunter auch "Purple Zone", ihre Kollaboration mit den Pet Shop Boys. Die Lektüre zur Weltkarriere legte Ball bereits 2020 mit "Electronic Boy" vor. Darin rekapituliert der stille Keyboarder sein Leben vor und nach Soft Cell, den unerwarteten Erfolg der Single "Tainted Love", berichtet von Abstürzen sowie Bühnen-Doubles und wie es ist, wenn die eigene Mutter den Text zu "Sex Dwarf" trällert.
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