Pete Townshend - "Das Zeitalter der Angst"
Worum geht's?
"Das Zeitalter der Angst" ist ein Kunstroman, der besonders die Seelenwelt extremer Künstler-Existenzen zum Thema hat. Bei allen artifiziellen Ausschweifungen lautet der Kontext des Autors nun einmal Rock, und er verfolgt stets die Kunst der effektiven Beschränkung. Walter bildet den Fixpunkt der Geschichte. Der kernige Pubrocker beginnt nach einem 15-jährigem Moratorium wieder mit dem Komponieren: Diesmal sind es Soundscapes, düsternd-dräuende und selten harmonische Klangflächen, die Ängste transportieren und unmittelbar verstören. Das Buch strotzt vor musikalischer Anspielungen und Vergleiche. Pete Townshends Beschreibungen von Musik und Klängen beeindrucken. Inbesondere Walters kakophonische Träumereien laden zum geistigen Abgleiten in die Welt der Geräusche ein. Townshend spielt mit dem Grotesken und dem Unwahrscheinlichen. Neben einer Heilerin, die Kontakt mit Engeln hält, lautet eine weitere Unmöglichkeit, dass es eine Progrock-Band gibt, gestartet in den 90ern, die Stadien füllt und fünfzig Millionen Alben verkauft. Letztlich verknüpft Townshend die vielen losen Enden seiner Geschichte, um das Wiedersehen zweier Seelen zu inszenieren, die glaubten, sich zu kennen, aber jeweils gefangen in ihrer Leidenschaft ihr bisheriges Leben aneinander vorbeigelebt hatten. Harry, der Vater, und sein Sohn Walter lassen Stockhausen im Vergleich wie ABBA klingen.
Wer hat's geschrieben?
Pete Townshend, Chef-Windmühle der britischen Krachpäpste The Who, feiert mit 74 Jahren sein Debüt als Romanschriftsteller.
Wer soll's lesen?
Jeder, der ein wenig am süffigen Spirit des Rock'n'Rolls der letzten fünf Dekaden partizipieren möchte.
Das beste Zitat:
"Es geht nicht um Kohle oder Kunst, sondern um die Wahrheit. Wir sind nicht die verdammten Who. Bei uns gibt es keinen Ausverkauf."
Wertung: 4/5
Text von Yan Vogel
Wenn du über diesen Link etwas bei amazon.de bestellst, unterstützt du laut.de mit ein paar Cent. Dankeschön!
Noch keine Kommentare