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Platz 35: Dry Cleaning - "Stumpwork"

Sollte jemand (aus welchem Grund auch immer) nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner von Punk und ASMR fragen, hier ist die Antwort: Dry Cleaning. Die Band aus London ist wie Duftseife, an der noch Haare vom vorherigen Benutzer kleben, um es anhand des auffälligen Cover-Artworks zu erklären. Man kann beim Hören von "Stumpwork" wunderbar den Kopf ausschalten und sich einfach nur von Florence Shaws Sprechvocals berieseln lassen, völlig unbeeindruckt von allem, was passiert.

Jemand telefoniert aus der Arktis, ein "Schuh-Organisier-Dings" kommt an, die Hausschildkröte läuft weg, Abflussrohre müssen gereinigt werden, doch eigentlich könnte man das auch gesellschaftskritisch deuten … ach, egal … In dieser Hinsicht klingt "Stumpwork" exakt wie der Vorgänger "New Long Leg". Shaw zelebriert virtuose Teilnahmslosigkeit und wird dabei irgendwie auch poetisch, allerdings so wie jemand, der voller Verachtung für Poetry Slams widerwillig selbst bei einem mitmacht.

Doch wer will, entdeckt auf "Stumpwork" auch ein pralles Füllhorn an Ideen. In den verschrobenen Texten ebenso wie im Instrumentalbett. Unter der "gelangweilten" Oberfläche sprudelt es nur so. Dry Cleaning öffnen ihren Post Punk neuen Klangelementen, vor allem Gitarrist Tom Dowse überrascht immer wieder mit eigenwilligen, kreativen Einfällen.

Gerade weil Shaw der Band mit ihrem prägnanten Stil einen klaren Stempel aufdrückt, fallen für den Rest der Band quasi alle Grenzen. Shaw sorgt für die klare Identität, den Unique Selling Point, ihre Kollegen für die musikalische Tiefe, Experimentierfreude und Abwechslung. Win/Win-Situation für alle Beteiligten, ganz besonders für uns Hörer:innen.

Zitat des Albums: "What I really love is to not use something to its full capacity."

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Dry Cleaning - "Stumpwork"*

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