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Helge Schneider - "Stepptanz"

Worum gehts?

Bei "Stepptanz" handelt es sich um eine Kriminalgeschichte: Kommissar Null-Null Schneider ermittelt wieder, in seinem mittlerweile siebten Fall. Allerdings geht es nur vordergründig um die Aufklärung eines Verbrechens, zumal der Autor die Identität des Täters relativ schnell verrät. Viel mehr Augenmerk liegt auf den verschrobenen, elend einsamen Charakteren, die dieses Buch bevölkern, und urplötzlich stehen ganz große philosophische Fragen im Raum: Was macht Leben, was einen Menschen aus? Haben wir es noch mit Maschinen zu tun, oder schon mit Persönlichkeiten? Wo hört entsprechend Sachbeschädigung auf, ab wann ist es Mord?

In Zeiten, in denen KI in aller Munde ist, wirkt all das brandaktuell, wie auch der Urheber selbst feststellen musste: "Als ich 2018 mit den Arbeiten zu diesem Buch begonnen habe, hatte ich nicht die geringste Ahnung, was wirklich heute, nach fünf Jahren, in unserer Welt los sein würde. Ich muss sagen, die Realität hat in großer Eile meine absurden Ideen bezüglich dieses Buches plötzlich eingeholt. Ich hätte nie gedacht, dass meine schmutzigen Schriftstellergedanken eines Tages Wirklichkeit werden könnten."

Wer hats geschrieben?

Helge Schneider ist Künstler durch und durch, in erster Linie natürlich Musiker. Die Klamaukigkeit etlicher seiner Nummern, seine schräge Aufmachung und die Anfälle von totaler Bocklosigkeit, die er hemmungslos auch öffentlich auslebt, täuschen aber nur oberflächliche Beobachter*innen darüber hinweg, dass hier ein überaus versierter Jazzer zu Werke geht. Darüber hinaus ist der Vollblutentertainer Schauspieler, Film- und Theaterregisseur - und eben Schriftsteller. Wie man sieht.

Wer solls lesen?

Eingefleischte Krimifans dürfte der unter Spannungsaspekten doch etwas magere Plot wahrscheinlich eher enttäuschen, unerwartete Wendungen bleiben aus. Wer aber ein Herz für Außenseiter, Mauerblümchen und Freaks hat, sich Gedanken über die zunehmend verschwimmenden Grenzen zwischen Mensch und Maschine macht, neugierig ist, was wohl diesmal in der Wundertüte namens Helge Schneider steckt, oder auch nur Verlangen nach einem Gläschen Zitronengenever verspürt, wird hier zuvorkommend bedient.

Das beste Zitat:

Bei Helge Schneider ist allein schon der Klappentext grandios:

"Ich habe eigentlich keine Zeit, mich hier über mein literarisches Werk auszulassen. Morgen kommt der Schornsteinfeger, und ich muss am Ofen noch aufräumen. Außerdem habe ich Termine. Deshalb nur kurz: ein äußerst lesenswertes Buch."

Wertung: 4/5

Text von Dani Fromm

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Helge Schneider - "Stepptanz"*

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