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Henri Maximilian Jakobs - "Paradiesische Zustände"

Worum gehts?

Um Johann. Er lässt per Ich-Erzählung an seinem Leben teilhaben. Genauer: am Beginn seines zweiten Lebens, diesmal des richtigen. "Paradiesische Zustände" protokolliert die Geschichte einer Transition, der beglückenden, befreienden Erfahrung, den falschen Körper, den eine Laune der Natur einem zugewiesen hat, abzustreifen und endlich äußeres Erscheinungsbild und inneres Empfinden in Einklang bringen zu können.

Vor allem beschreibt es aber den langen, mühevollen Weg dorthin, die Unsicherheiten, Zweifel, offenen Fragen, die grotesken büroktatischen Hürden, medizinischen Komplikationen und das Unverständnis, die Ablehung und den offenen, teils in massive Gewalt umschlagenden Hass, mit denen sich der Protagonist konfrontiert sieht. Klingt furchtbar dramatisch, ist es auch. Um so krasser, dass dieses Buch ganz und gar nicht deprimierend geraten ist, sondern, wenn auch traurig, trotzdem humorvoll und stellenweise ungeheuer lustig.

Wer hats geschrieben?

Henri Maximilian Jakobs ist Schauspieler, Musikjournalist und Musiker, veröffentlicht solo und zusammen mit verschiedenen Bands, darunter Tubbe, die Toten Crackhuren im Kofferraum oder Finna. Wie alle wirklich coolen Jungs, spielt er Bass. Mit "Paradiesische Zustände" legt er sein Roman-Debüt vor, das, klar, im Großen und Ganzen seine eigene Geschichte erzählt. Die hat er auch frei von fiktionaler Politur bereits öffentlich gemacht: zusammen mit Christina Wolf im Podcast "Transformer" sowie in seinem Buch "All die brennenden Fragen".

Wer solls lesen?

Menschen, die sich, wie Jakobs selbst, gewünscht hätten, von jemandem zu hören, der sich ähnlich fühlt. Außerdem Transphobiker*innen und alle, die aus unerfindlichen Gründen Berührungsängste mit Transmenschen haben. Ihr könnt hier hoffentlich eine Lektion in Empathie mitnehmen und rafft es endlich: Niemand will euch "umdrehen" oder gar "umoperieren". Diese Menschen wollen nur, was ihr auch wollt: in Ruhe ihr Leben leben. Nur halt eins, das auch zu ihnen passt.

Das beste Zitat:

"Keine Ahnung, wie man sich so als stabiler Mann zu verhalten hat. Neuer Alltag heißt auch neue Regeln. So viel ist mir klar. Die neuen Regeln beinhalten Haare. Nicht zwingend auf meinem Kopf, sondern überall anders. Im Vergleich zu Frauen dürfen Männer überall Haare haben. Es scheint beinahe verpflichtend. Im Gesicht, in den Ohren, in der Nase, auf den Zähnen, an den Beinen, auf dem Rücken, dem Bauch, den Fingern. Beinahe irrwitzig, wie die Natur sich austobt, wenn man sie lässt."

Wertung: 4/5

Text von Dani Fromm

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