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Johnny Cash - "The Life In Lyrics"

Worum gehts?

20 Jahre ist es her, dass Johnny Cash starb. Zeit, ihm ein Denkmal zu setzen, mit diesem Trumm von einem Band. Auf knapp 400 Seiten zeichnet es den Werdegang des Sängers nach, mit vielen Fotos, Abbildungen von handgeschriebenen Texten und Anekdoten des Historikers Mark Stielper, der Cash und seine Familie Jahrzehnte lang begleitete, sowie von Sohn John Carter Cash.

Allein die Gestaltung macht beim Schmökern Freude, bunt, abwechslungsreich und übersichtlich, nicht unähnlich Bob Dylans "Philosophie des modernen Songs". Wer Geschichten über Sex und Drugs sucht, wird nicht wirklich fündig, auch wenn Cashs Seitensprünge, Tablettenabhängigkeit und Reha-Aufenthalte zumindest erwähnt werden.

Neben Glaube und Liebe spielte die Gabe, Menschen zuzuhören und sie zu verstehen, eine zentrale Rolle in Cashs Ruf, wie sich an den vielen netten Hintergrundgeschichten zeigt. Das Buch ist eine schöne Liebeserklärung. Da mag man über die sehr amerikanische Gepflogenheit hinwegsehen, dass Chartplatzierungen, Ehrungen, Telegramme von Präsidenten und Auftritte im Weißen Haus zu viel Platz einnehmen. Für einen Mann zumindest, der seine bescheidenen Wurzeln nie geleugnet hat, gar stolz auf sie war.

Wer hats geschrieben?

Johnny Cash war der Mann in Schwarz. Branding vom feinsten, denn damit schuf er eine Marke, die unabhängig von der Musik funktionierte. Ende der 1960er Jahre begann er, seine Konzerte in schwarzer Kleidung zu bestreiten, zunächst, um seine Trauer für die Gefallenen im Vietnam-Krieg zu bezeugen. Als der Krieg vorbei war, sah er keinen Grund, das zu ändern. "Die Alten werden immer noch vernachlässigt, die Armen sind immer noch arm, die Jungen sterben immer noch vor ihrer Zeit, und wir unternehmen nicht viel, um die Dinge in Ordnung zu bringen. Es gibt immer noch viel Dunkelheit", erklärte er.

John Carter Cash kam 1970 auf die Welt, als einziges Kind von Johnny und seiner zweiten Frau June Carter. Immer wieder erzählt er von seinem eigenem Leben, auch von seiner Alkoholsucht in den 1990er Jahren. Als er mit seinem Vater darüber redete, zeigte der sich verständnisvoll. Seit dem Tod seiner Eltern kümmert er sich um den Nachlass.

Wer solls lesen?

Zu Cashs Fans gehört sogar Snoop Dogg. Doch richtet sich das Buch eher an bibliophile Verehrer des Man in Black, denn die vielen Anekdoten lassen sich nur verstehen, wenn man sich mit Cash schon auskennt. Vor allem mit seinem Werk aus den 1950er und 60er Jahren: Die letzte Phase seines Lebens, mit den American Recordings und Rick Rubin, kommt nicht gebührend zur Sprache. Als kleine Hilfe gibt es im Inneren des Rückdeckels den QR-Code zu einer Playlist, die das Buch musikalisch untermalt.

Das beste Zitat:

"Frieden und Erlösung zu finden liegt dir im Blut, mein Sohn, und du wirst sie auch finden. Aber sei dir im Klaren, in unserer Familie […] hat es auch immer großes Leid gegeben, Verlust, Traurigkeit, Depression, Trunksucht."

Wertung: 4/5

Text von Giuliano Benassi

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