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Mark Andrews - "Black Planet"

Worum gehts?

Der Untertitel von "Black Planet" stapelt tief. Ja, es geht um den Aufstieg der Sisters Of Mercy, aber bei weitem nicht nur. Dieses Buch analysiert zunächst den Boden, auf dem das Phänomen überhaupt erst Wurzeln schlagen konnte: die Punkszene von Leeds. Aus zahllosen Interviews destilliert der Autor dann Aufstieg, Zenit und Zerfall einer Band heraus, die Spätgeborene heute (gar nicht einmal so unzutreffend) als "affig" empfinden. Hinterher versteht man ein bisschen besser, warum eine Formation mit räudigem Sound und im Grunde lächerlich wenig Output kurzzeitig zu den größten Rockstars des Planeten gehörte. Ganz nebenbei handelt es sich um eine faszinierende Studie darüber, was passiert, wenn eine Kunstfigur den Menschen, der sie ersonnen hat, restlos verschlingt. Die Vielzahl der zitierten Zeitzeug*innen macht die Lektüre zuweilen ein wenig verwirrend, sorgt aber auch für eine facettenreiche Darstellung, die das Geschehene wahrhaftig aus jeder denkbaren Perspektive beleuchtet.

Wer hats geschrieben?

Der britische Musikjournalist Mark Andrews schreibt unter anderem für Louder und The Quietus, und dort schon seit Jahren immer wieder auch über die Sisters. Das merkt man: So tief, wie er in der Materie steckt, kann nur ein echter Nerd eingetaucht sein. Um sich die Fleißarbeit aufzubürden, Hunderte Gespräche mit unterschiedlich verrückten Partner*innen vorzubereiten, zu führen und auszuwerten, ist zudem ein gerüttelt Maß an Wahnsinn vonnöten, das wir ihm an dieser Stelle einfach einmal attestieren müssen. Gut, dass er das mitbringt.

Wer solls lesen?

Sisters-Fans sowieso, aber getrost auch alle, die bei der Nennung des Bandnamens nicht sofort einen "This Corrosion"-Ohrwurm spazierentragen. Dieses Buch steckt so voller Informationen und teils zum Brüllen komischer Anekdoten, dass man sich mehrfach kaputtlacht, während man ganz nebenbei seine Lektion in jüngerer Musikgeschichte lernt: Musikjournalismus in Perfektion.

Das beste Zitat:

Max Hole, in leitender Position bei Universal tätig, hatte noch lange nach der Hochphase der Sisters Of Mercy ein Foto ihres Frontmanns Andrew Eldritch an der Wand seines Büros hängen. Er sagt:

"Wenn die Leute dieses Bild von Andrew sehen (...), dann fragen sie mich, wieso dieser bestenfalls mittelmäßig erfolgreiche Künstler, der noch dazu auf einem anderen Label ist, an meiner Wand hängt, wo ich doch der Boss von Universal bin? Warum kein Bild von Mick Hucknell, meinem großen Erfolg? Ich sage dann immer: Es soll mich an den schwierigsten Dreckskerl erinnern, mit dem ich je zusammenarbeiten musste. Egal, was ich gerade erlebe - sobald ich das Foto ansehe, weiß ich wieder, dass nichts, gar nichts so schlimm sein kann wie das, was ich mit ihm erlebte."

Wertung: 5/5

Text von Dani Fromm

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