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Romina Power - "Ich nehme dich an die Hand"

Worum gehts?

Ein wahrhaft seltsames Buch. Nicht halb so scheußlich, wie die Verpackung und der kitschige Titel erwarten lassen, aber merkwürdig, in mehrfacher Hinsicht. "Ich nehme dich an die Hand" beschreibt drei Jahre im Leben einer Frau, die aus New York in ein Kaff in der Wüste zieht, um dort ihre krebskranke Mutter beim Sterben zu begleiten. Ein "Roman" soll das angeblich sein, geschrieben ist er aber in Tagebuchform, und genau so liest er sich auch: so intim und zugleich bestenfalls mittelmäßig gut strukturiert, als sei er einfach nicht für die Öffentlichkeit gedacht gewesen.

Eine stringente Handlung fehlt. Der Großteil der Einträge befasst sich mit dem sich fortschreitend verschlechternden Gesundheitszustand der Mutter, immer wieder unterbrochen von Szenen, die der Autorin notierenswert erschienen: der Kauf und der Verkauf einer Wohnung, ein kaputtes Heizungsventil, Dates oder das Fehlen derselben, ein gefällter Baum, der offensichtlich schwierige Kontakt zu Familienmitgliedern, ein asthmatischer Hund, Meditationskurse ... was, wer Tagebuch schreibt, diesem eben so anvertraut.

Die Hauptthemen, die Beziehung zwischen der Protagonistin und ihrer Mutter und die Konfrontation mit dem unaufhaltsam herannahenden Tod, fesseln, weil sie über kurz oder lang ausnahmslos jede*n betreffen. Zugleich erzeugen beim Lesen die immer wieder aufblitzenden esoterischen Schwurbeleien und verschwörungstheoretischen Anflüge leises und das Gefühl, unentwegt unerlaubt in die Privatspähre zweier Frauen einzudringen, erhebliches Unbehagen.

Wer hats geschrieben?

Die Schauspielerin und Sängerin Romina Power dürfte den meisten als Ex-Ehefrau und Duettpartnerin von Al Bano bekannt sein, mit dem zusammen sie unter anderem den Evergreen "Felicita" verzeichnete. Sie hat bereits mehrere Romane veröffentlicht. An der Fiktionalität dieses jüngsten entstehen allerdings erhebliche Zweifel, wenn man weiß, dass seine Autorin kurz nach ihrem Umzug zurück in die Staaten ihr frisch erworbenes Haus wieder aufgab, in ein Kaff in der Wüste zog, um dort drei Jahre lang ihre krebskranke Mutter zu pflegen. Man darf also berechtigterweise annehmen, dass die Tagebuchschilderungen so echt sind wie sie wirken und Power da einfach ihre eigene Geschichte erzählt, auch wenn sie ihrer Hauptfigur einen anderen Vornamen verpasst hat.

Wer solls lesen?

Schwierig zu sagen. Manche Menschen in belastenden Situationen empfinden es wahrscheinlich als Erleichterung, zu sehen, dass sie nicht alleine sind und es anderen ähnlich ergeht. Ob die jedoch die teils abstoßend plastischen Beschreibungen körperlichen Verfalls auch noch brauchen ... ich weiß ja nicht. Sich mit der Endlichkeit des Lebens zu befassen, dem der Eltern und des eigenen, kann im Grunde nie schaden. Trotzdem steh' ich doch arg skeptisch vor spirituellen Ratschlägen von Menschen, die sich vor "Chemtrails" fürchten und hinter dem Markennamen eines Medikaments gleich böse Absicht wittern: "... dass OxyContin Morphin ist, nur mit einer langsameren Freisetzung. Das wusste ich nicht. Warum sagen sie die Dinge nicht geradeheraus? Warum ändern sie die Namen? Nur um uns zu verwirren?" Ja, bestimmt. Nur deswegen.

Das beste Zitat:

"Ironie des Schicksals, Mama ist jetzt sehr lieb zu mir. Ausgerechnet sie, dieselbe Frau, die nie auch nur das kleinste bisschen Zärtlichkeit gezeigt hat, als ich klein war. Das ist die Erinnerung, die mir von ihr bleiben soll, die ich in meinem Gedächtnis eingemeißelt haben möchte. Ich möchte mich an ihre Sanftmut erinnern, an ihre verletzliche Seite, nicht an die Art, wie sie mit mir war, als ich ein Teenager war, als sie mich ohrfeigte oder mir die Tür vor der Nase zuschlug, weil sie schlafen wollte und ich sie vielleicht brauchte."

Wertung: 2/5

Text von Dani Fromm

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