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Platz 6: Vince Staples - "Dark Times"

Vom "Sunshine State" keine Spur, der Himmel über Vince Staples Kalifornien ist bewölkt. Während sich nebenan Touristen in der Strahlkraft von Uncle Sams Kauleiste sonnen und mit staunenden Augen Broschüren-Versprechen hinterherjagen, schleppt sich der Rapper müde durch die verschiedenen Grautöne seines Alltags.

"Dark Times" zeigt einen Mann, der es endgültig geschafft hat, aber trotzdem nicht ankommt. Zu viel hält ihn zurück: tote Freunde, alte Feinde, eine Suche nach Liebe, die sich an der Bettkante verläuft, und die schleichende Realisation, dass dieser ganze Zirkus eigentlich für die Katz ist. Das Ticket nach unten ist eh lange gebucht und den Homies von früher geht es immer noch scheiße.

Im Limbo zwischen Long Beach und Label-Meetings taumelt Staples durch dreizehn lakonische Westcoast-Instrumentals, die sich bei den stärksten Anteilen seiner letzen beiden LPs bedienen und sie zu seinem kohärentesten Werk seit "Summertime '06" zusammenführen. Im Schatten von "Dark Times" lauert zwar unentwegt die eigene Mortalität, nicht umsonst sprach Staples selten so oft und direkt zu Gott, aber dennoch schlagen einem diese 40 Minuten nicht auf den Magen. Der 31-Jährige geht seine Misere mit ebenso viel lyrischer Taubheit wie musikalischer Virtuosität an.

Auch wenn Staples die Regenwolke über der eigenen Birne nicht abschütteln kann, jagen die Beats zumindest hin und wieder auch vereinzelte Sonnenstrahlen hindurch. Das macht die Melancholie dieses Albums nicht erdrückend, sondern leicht zu schultern, angenehm sogar. Weniger Existenzangst und mehr Nieselregen in einer lauen Sommernacht.

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Vince Staples - "Dark Times"*

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