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Jonas Engelmann - "Der Text ist meine Party"

Worum gehts?

Ja, okay: Lass' uns doch mal wieder über die Hamburger Schule reden. Erstaunlich, was die NDR-Dokumentation zum Thema im Frühjahr für Wellen geschlagen hat. Als das Genre Ende der 1980er aufkam und in den 90ern kommerziell aufblühte, aufkam, wollte sich niemand das verhasste Etikett aufdrücken lassen. Jahre später heulten Bands und Künstler*innen nun herum, warum man denn diesen und jenen gefragt habe, aber nicht sie selbst, sie seien doch wohl wesentlicher Bestandteil der Szene gewesen, mimimi, Regisseurin Natascha Geier habe keine Ahnung, ihre Doku sei subjektiv, "ignorantes Ego-Gewichse". Uff.

Tja, wie so oft sollte, wer es genau wissen will, halt zum Buch greifen. Jonas Engelmanns "Der Text ist meine Party" erschien fast zeitgleich und lässt von Bernd Begemann zu Thorsten Wessel gefühlt wirklich jede*n zu Wort kommen, die*der je in der Hamburger Schule eine Bank gedrückt hat. Den Titel lieh sich der Autor, der eigentlich eher Chronistendienste leistet, bei Kristof Schreuf von Kolossale Jugend.

Die Erinnerungen der Beteiligten zeichnen Entstehung und Aufstieg des Genres von seinen Anfängen im Punk bis zur Eroberung der Tanzflächen der Diskos nach, und es zeigt sich: Guck an, es war gar nicht immer alles deutschsprachiger, intellektueller Diskurs­pop. Jedenfalls nicht nur. Klar geht es auch in diesem Buch jeweils elend subjektiv zu. Aus der Fülle der Perspektiven setzt sich aber ein detailreiches und wahrscheinlich einigermaßen zutreffendes Bild zusammen.

Wer hats geschrieben?

Jonas Engelmann, Jahrgang 1978, hat Philosophie, Politik- und Vergleichende Literaturwissenschaft studiert und 2012 mit seiner Dissertation über einen Indie-Comic den Roland Faelske-Preis für Comic und Animationsfilm abgeräumt. Er ist als Lektor und Herausgeber im Ventil-Verlag tätig, wo "Der Text Ist Meine Party" natürlich auch erschienen ist. Er schreibt hauptsächlich über popkulturelle Themen, Feminismus und jüdische Kultur und veröffentlichte unter anderem bereits in der taz, der Jungle World, bei Neues Deutschland, konkret, Intro, Zonic oder dem Missy- Magazin.

Wer solls lesen?

Wer nach dem ganzen hysterischen Geschrei um die Fernseh-Doku wissen will, wie das damals wirklich war, mit dieser Hamburger Schule, bekommt hier nicht nur einen Nachschlag, sondern gleich das All-you-can-eat-Buffet.

Das beste Zitat:

"Kolossale Jugend, vier Jungs. Die nächste Band, die mir einfällt, ist Blumfeld, drei Jungs, die nächste Band, die mir einfällt, ist Tocotronic, drei Jungs, die nächste Band sind Die Sterne, vier Jungs. Nur Jungs!" (Knarf Rellöm)

Wertung: 3,5/5

Text von Dani Fromm

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