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Man hat nie genug Bücher, und man hat nie genug Zeit. Weil das zwei eherne Wahrheiten zu sein scheinen, ist uns auch in diesem Jahr wieder eine Menge Lesestoff unter den Tisch gefallen. Für manche Bücher fehlte uns schlicht die Zeit. Einige ließen sich nicht rechtzeitig beschaffen, andere überhaupt nicht mehr. Wieder andere sind noch gar nicht erschienen. Wenigstens eine kurze Erwähnung sollen uns die folgenden Werke aber trotzdem wert sein:
- 50 Cent - "The Accomplice"
50 Cent hat einen Roman geschrieben? Na, das interessiert uns doch. Genauere Beäugung des Themas ergab allerdings, dass Curtis Jacksons Name zwar fett auf dem Cover prangt, er genau genommen aber noch nicht einmal mitgeschrieben hat. Lediglich "die Idee und den kreativen Stil" habe er eingebracht, erzählte er im Interview. Geschrieben hat das Ding anschließend Mystery-Autor Aaron Philip Clark. Na, das interessiert uns dann schon deutlich weniger.
- Casey Rae - "William S. Burroughs und der Rock 'n' Roll"
"Das ultimative Buch über Burroughs Rolle als Motor der Gegenkultur", verheißt Singer/Songwriter David Keenan per Klappentext. Ob das stimmt, hätte uns eigentlich unser kundiger Kollege Rinko Heidrich erzählen sollen, dumm nur, dass er sich unserem Zugriffsbereich entzogen hat und Urlaub macht, Frechheit. Sobald wir ihn wieder zu greifen bekommen, lassen wir ihn nacharbeiten.
- David Hepworth - "Abbey Road - Die Geschichte des berühmtesten Musikstudios der Welt"
Man muss gar nicht unbedingt ein Beatles-Fan sein, damit der Name "Abbey Road" eine Glocke klingeln lässt. Das nach der Straße mit dem wahrscheinlich prominentesten Zebrastreifen der Welt benannte Studio genießt Legendenstatus. Warum eigentlich? Das ergründete David Hepsworth bereits vor zwei Jahren. Seine "Insight Story" gibt es seit diesem Jahr allerdings auch auf Deutsch.
- David Katz - "Solid Foundation"
Seine Oral History des Reggae bietet David Katz eine gute Möglichkkeit, zahlreiche seiner anno dazumal geführten Interviews zweitzuverwerten.
- Elton John - "Farewell Yellow Brick Road: Die Tour meines Lebens"
Elton John verabschiedet sich von der Yellow Brick Road aka den großen Bühnen, die er zeitlebens bespielte: Damit lässt sich schon einmal ein Bildband füllen. Erinnerungen an seine letzte Tournee, festgehalten in (übersichtlich viel) Text und (reichlich) Bildern.
- Eric Goulden - "A Dysfunctional Success"
Als "dysfunctional" bezeichnet Eric Goulden seinen Erfolg, den er unter dem wahrscheinlich vetrtauter in den Ohren klingenden Namen Wreckless Eric eingefahren hat. Seine Autobiografie: eine Rags-to-riches-Story, angeblich selbstironisch, nonchalant und schwarzhumorig erzählt. Behauptet jedenfalls der Verlag, und lockt mit Geschichten von Drogen, Alkohol, Trash und Ärger. Warum sind wir darauf eigentlich nicht angesprungen?
- Françoise Cactus - "Oh Oh Mythomanie"
Erlebtes, Erinnertes und Erlogenes versammelt dieser Band, der anlässlich des 60. Geburtstags von Françoise Cactus erschien. Immer noch scheißetraurig, dass sie den nicht mehr erleben durfte. Immerhin haben die Texte in ihrem Nachlass überdauert. Viele davon, darunter ihr Roman "Lebenslänglich Vierzehn", erschienen in diesem Buch zum ersten Mal.
- Gillian G. Gaar - "75 Jahre Bruce Springsteen"
Kurze Texte, viele Fotos ... naja. Wir fanden, wer wirklich etwas über Bruce Springsteen erfahren will, ist mit "Born To Sing" besser dran. Mehr Bilder (weil überhaupt welche) birgt allerdings dieses Buch von Musikjournalistin und Rockbiografin Gillian G. Gaar.
- Harald Grosskopf - "Monsieur Séquenceur"
Kraut- und Progrocker Harald Grosskopf erzählt hier über "Mein Leben als Schlagzeuger und Elektronikmusiker". Im Zuge der Recherche für ihre Meilenstein-Review zu "Synthesist" hatte Kerstin Kratochwill in diese Biografie zwar schon reingeschaut. Für eine ausführliche Kritik blieb irgendwie aber doch keine Zeit mehr. Schade.
- Helmut Philipps - "Dub: The Sound of Surprise"
Helmut Philipps hat letztes Jahr bereits eine Abhandlung über Dub veröffentlicht und die Musik von der technischen Seite beschrieben. Jetzt geht er die Ursprünge in den Soundsystems der 1960er an und verwurstet Gespräche, die er mit den ganz Großen führte, darunter Lee Perry, King Tubby, Bunny Striker Lee, Scientist, Dennis Bovell ... "Dub. The Sound Of Surprise" gibts leider nur auf Englisch, obwohl es der Autor auf Deutsch schrieb. Es wurde extra ins Englische übersetzt und nur so gedruckt. Muss man nicht verstehen.
- John Masouri - "Pressure Drop"
John Masouri arbeitet nach einem ähnlichen Prinzip wie sein Kollege David Katz für "Solid Foundation". Allerdings legt sein Buch "Pressure Drop", der Untertitel verrät es, den Fokus speziell auf Reggae in den Seventies.
- John Robb - "Goth"
Einen "umfassenden Überblick über die Goth-Musik und -Subkultur" verspricht der Ventil-Verlag, der dieses Werk von John Robb ursprünglich für Herbst 2024 angekündigt hatte. Auf Nachfrage, wann genau denn dieser "Herbst" anbreche, erfuhren wir, es gebe noch keinen Erscheinungstermin: "Es ist noch in Arbeit und wird dieses Jahr mit Sicherheit nichts mehr." Auch recht, dann eben 2025. Das Thema läuft ja nicht weg.
- Lee Jaffe - "Hit Me With Music"
Lee Jaffe begleitete als Fotograf von 1973 bis '75 Bob Marley und die Wailers und ab 1976 Peter Tosh auf dessen Solo-Pfaden. Bei Auftritten und im Studio kam er den Rasta-Legenden sehr nah. In "Hit Me With Music" erinnert er sich und kommentiert seine Fotos.
- Loredana - "Als mein Herz brach"
"Jeder darf seine eigene Geschichte natürlich für die traurigste, die dramatischste und verletzendste halten. Für mich ist meine Geschichte auch die traurigste, weil es eben meine ist, verstehst du?" Verstehen wir? Das finden wir nächste Woche heraus: Dann nämlich erscheint Loredanas Lebensgeschichte, und Yo Mama Fromm liest das. Nach dieser Rammstein-Pimmel-Laudatio schockt die nämlich gar nix mehr.
- Marguerite L. Harrold - "Chicago House Music"
Ein Kompendium über Culture und Community der Chicagoer House-Music? Klingt, als müsse es Fachmann Franz Mauerer dringend noch lesen. Zumal The Tribe Autorin Marguerite L. Harrold als "raptured by disco and baptized by house beats" beschreibt, ergo prädestiniert dafür, das komplexe Thema aufzurollen. Demnächst in Ihrer Ummz-Ummz-Kolumne? Watch out!
- Manfred Krug - "Ich beginne wieder von vorn"
Ja, in erster Linie kannte man Manfred Krug aus Schauspieler, doch nicht nur die Fans seiner "Tatorte" wussten: Der Mann sang auch, und das noch nicht einmal wenig oder gar schlecht. Warum wir in den letzten Jahren trotzdem nie dazu gekommen sind, seine Tagebücher zu lesen, lässt sich im Rückblick nicht mehr so genau rekonstruieren. Der Vollständigkeit halber wollen wir aber wenigstens erwähnt haben, dass in diesem Jahr der dritte und letzte Band derselben erschienen ist, mit einer Verheißung im Titel: "Ich beginne wieder von vorn".
- Michael Lemster - "Strauss: Eine Wiener Familie revolutioniert die Musikwelt"
Darfs zur Abwechslung ein bisschen Klassik sein? Wer sich an dem behäbigen Plauderton, in dem Michael Lemster die Geschichte der Wiener Komponisten-Familie Strauss aufrollt, nicht stört, kann bei der Lektüre nebenbei allerhand Wissen aufschnappen. Vieles bleibt, wohl auch aufgrund unklarer Quellenlage, aber auch schwammig, und für die Musik an sich scheint der Autor nicht allzu viel übrig zu haben. Auf die geht er nämlich gar nicht groß ein.
- Motörhead - "Ye Book Of Inconsequential Scribbles Of Lemmy Kilmister"
Der Motörhead-Karren läuft beständig weiter: Dieses streng limitierte Buch enthält Skizzen und Zeichnungen, die Lemmy Kilmister im Laufe seines langen Lebens angefertigt hat. Natürlich ist es längst vergriffen, weswegen wir hier nicht näher ins Detail gehen können. Guckt ihr hier.
- Neneh Cherry - "A Thousend Threads"
Mit den tausend Widrigkeiten, mit denen die Biografie von Neneh Cherry droht, hätten wir uns gerne befasst. Es war auch alles in die Wege geleitet, leider hat uns die Post dabei Steine in den Weg gelegt. Respektive das Päckchen mit dem Buch an einen Ablageort deponiert, ohne die Empfängerin zu informieren. Die Sendung fand sich erst knapp vor dem Erscheinen dieser Liste wieder an, zu knapp, um das Buch noch angemessen zu beäugen. Kollegin Lütz holt das nach.
- Romy Haussmann - "Princess Standard"
Romy Haussmann schrieb den Bestseller-Roman und inzwischen auch Netflix-Thriller "Liebes Kind". Jetzt hat sie 52 Gedichte rund um Weiblichkeit und Gender-Rollen-Klischees auf Englisch getextet, spontan auf einer 60er-Jahre-Schreibmaschine, ohne Computer, vertont als Spoken Word-Poetry. Die Beilagen-CD mit Fortuna Ehrenfeld in "Beats On Poems" klingt interessant, jenseits von Hörgewohnheiten, findet Kollege Kause, der das Ding vielleicht noch reviewen wird.
- Rory Gallagher, "The Later Years"
Aus einem Blog, der sich seit Jahren mit dem Rock-Mysterium Rory Gallagher auseinandersetzt, gingen diese Buch-Idee und ihre Umsetzung hervor. Fünf Kapitel behandeln die Stadien und Dimensionen des Ablebens des irischen Blues-Stars mit Leberzirrhose, das sechste analysiert die Nachwirkung des 1995 verblichenen Musikers im 21. Jahrhundert mit Tribute-Bands und vielem mehr. Betrachten wir noch genauer.
- S. H. Fernando Jr. - "The Chronicles of DOOM: Unravelling Rap's Masked Iconoclast"
Oh, YESSS! Mit den Chroniken über Untergrund-Raps legendärsten Maskenträger MF DOOM hätten wir uns liebend gerne befasst. Oh, NOOO! Irgendwo unterwegs zu uns, ist das Buch verschütt gegangen, die Bestellung kam jedenfalls nie an. Wir bescheinigen eventuellen Langfingern hiermit offiziell einen ganz exzellenten Geschmack - und ordern das Ding ein zweites Mal. Wir wollen ja nicht, dass Kollege Franz Mauerer weinen muss.
- Sandra Strauß & Schwarwel (Hrsg.) - "Nicht gesellschaftsfähig - Musik, Psyche, Identität und Gesellschaft"
In der Reihe "Nicht Gesellschaftsfähig" erschien im Oktober 2024 bereits der dritte Band. Die ersten beiden behandelten den Alltag mit psychischen Belastungen und den Themenkreis Trauer, Verlust und Tod. Die jüngste Ausgabe steht unter dem Motto "Musik, Psyche, Identität und Gesellschaft" und wäre allein schon wegen der enthaltenen Interviews mit CARY, Torsun Burkhardt (schnüff!) und (oha!) unserem Redaktions-eigenen Rotzmeister Sven Kabelitz einen, zwei oder drei Blicke wert gewesen. Um sie in voller Breite noch rechtzeitig angemessen zu beleuchten, war die Textsammlung leider viel zu umfangreich.
- Stacey Robinson - "Dancehall Rebel"
"Dancehall Rebel" erzählt die fiktionale Story des queeren Mädchens Denise, Tochter eines jamaikanischen Dancehall-DJs. Für ein Auslandsjahr zieht sie nach Kanada und entdeckt dort erstmals, wie sie ihre lesbische Orientierung und Identität unter Gleichgesinnten ausleben kann, was ihr in der homophoben Nightclub-Szene ihrer Heimat verwehrt blieb. Autorin Stacey Robinson wuchs in Toronto auf und hat selbst jamaikanische Wurzeln.
- Trevor Baker - "Dave Gahan - Sein Leben mit Depeche Mode"
Hoppla, eine Biografie über Dave Gahan und sein Leben mit Depeche Mode, und wir haben die ignoriert? Mit der Frage, wie das passieren konnte, wenden Sie sich bitte vertrauensvoll an den Kollegen Michael Schuh.
- Will Hodgkinson - "Street-Level Superstar: A Year With Lawrence"
Will Hodgkinsons Bericht über ein Jahr mit Street-Level-Superstar Lawrence hätte Kollegen Mauerer schon interessiert, blöderweise hat Chefbibliothekarin Fromm schlicht vergessen, das Ding zu bestellen. Warum? Diese Frage beantwortet das nachfolgende Video leider auch nicht. Einige andere dagegen schon, zum Beispiel: Wer ist dieser Lawrence überhaupt?
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