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Till Lindemann & Joey Kelly - "Der Rhein"

Worum gehts?

Joey und Tilli auf großer Kanufahrt über den wilden Rhein, dramatisch in Szene gesetzt von Thomas Stachelhaus. Viel Männlichkeit, viel Wasser, viele Schnappschüsse. Große Erklärungen braucht es von den beiden Männern nicht, Joey ist eh kein Mann der vielen Worte und Herr Lindemann bekommt sehr viel Platz für seine poetischen Ergüsse, die - gelinde(mann) gesagt- die Welt nicht braucht. Beispiel gefällig?

"Miss Juni

Nachts im Traum
Stehst du vor mir
Nimmst meine Hand
Und führst mich fort von hier"

Neben den Gedichten auf Mittelstufenniveau, bei denen sich jeder Germanist sofort einer Lobotomie unterziehen will, um sie nicht interpretieren zu müssen, finden sich sehr viele Bilder im Buch. Diese sind extrem bearbeitet, Struktur, Kontrast und Farbgebung unnatürlich stark ausgeprägt. Das ist stilistisch sicher Geschmackssache, lässt die Bilder der zwei Alpha-Männchen aber gleichzeitig auch besonders maskulin, kernig und markig wirken. Echte Männer eben, die sich der Urgewalt, dem Vater Rhein, stellen. Die Motive ähneln dennoch Urlaubsschnappschüssen, die Aussage der Bilder ist oft schwer auszumachen. Trotzdem sind sie noch das stärkste Element des Buches.

So schippern Kelly und Lindemann in ihrem Kanu von Konstanz nach Rotterdam, immer den Tod durch Ersaufen im Auge. Dass sich Kelly für so eine Pipitour überhaupt hergebeben hat, wo er doch normalerweise wirkliche Extremtouren unternimmt, ist verwunderlich. Auch wenn man dem Rhein gewisse Untiefen und Gefahren nicht absprechen möchte, so ist der Fluß doch für die Schifffahrt freigegeben. Dramaturgisch ist das natürlich nicht so ergiebig, also erzählen die beiden Herren im abgedruckten Interview, wie sie ihre Reise mitten im Corona-Lockdown 2020 empfunden haben. Das ist auch alles, was der Leser über das Abenteuer erfährt. Die Bilder sollen für sich sprechen.

Wer hats geschrieben?

Joey Kelly und Till Lindemann, über beide muss man nicht viel sagen: Spross der Kelly Family und Extremsportler der eine, Rammstein-Frontmann der andere. Die Fotos stammen von Thomas Stachelhaus.

Wer solls lesen?

Menschen, die sich gerne Schnappschüsse von alten, weißen Männern anschauen und Rammstein-Texte mögen.

Das beste Zitat:

"Wären wir abgesoffen, hätte irgendwer später die Fotos gefunden."

Wertung: 1/5

Text von Désirée Pezzetta

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Till Lindemann & Joey Kelly - "Der Rhein"*

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