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Timon Menge - "Die Fantastischen Vier - 35 Jahre troyer Hip-Hop"

Worum gehts?

Sie mögen vielleicht - manche*r mag denken: zum Glück! - nicht wirklich die Alleinherrschaft der deutschen Sprechgesagsszene übernommen haben. Mehr als drei Dekaden im Game rechtfertigen aber durchaus, dass jemand den Fantastischen Vier ein Porträt widmet. "35 Jahre troyer Hip-Hop" beleuchtet genau, was der Titel verspricht, und bietet dabei nullkommanull neue Erkenntnisse.

Auf knapp 120 Seiten kommen 20 Seiten Quellenangaben, daran zeigt sich schon: Hier trägt lediglich jemand zusammen, was ohnehin schon alle wissen, die sich auch nur rudimentär für das schwäbische Quartett from the Mittelstand interessieren. Gespräche mit den Protagonisten fanden nicht statt, eine kritische Einordnung des Schaffens von Thomas D, Smudo, Michi Beck und And.Ypsilon erfolgt ebenso wenig.

Im Grunde hätte man, statt diesen Blubb im Wikipedia-Eintrag-Style zwischen zwei Buchdeckel zu donnern, auch die Promowaschzettel zu den Alben der Vier in einen Schnellhefter packen können. Das Konglomerat läge zwar deutlich weniger griffig in der Hand, böte aber ähnlich tiefschürfende Einsichten.

Wer hats geschrieben?

Am Autor liegt es gar nicht unbedingt, dass man sich nach der Lektüre dieses Buches fühlt, als habe man pappige, ungewürzte Reiswaffeln gegessen. Die kurzen Kapitelchen lassen sich völlig widerstandslos eins nach dem anderen weglesen. Timon Menge formuliert locker, erzählt schlüssig und rasant. Gegen die Beschränkungen, die das Format ihm auferlegt, kommt er aber nicht an. Der riva-Verlag hätte seine günstigst produzierte Reihe ehrlicherweise vielleicht "Billo-Band-Biografien im Schweinsgalopp" nennen sollen. Eigene Rechernen, exklusive O-Töne, Nachhaken, tiefer schürfen oder auch nur ein vernünftiges Lektorat: All das gibt das Budget offensichtlich nicht her.

Dass sich Menge auf diesen Deal immer wieder einlässt (er schrieb in gleichem Rahmen auch schon über Adele und die Toten Hosen), kündet entweder von völlig schmerzbefreiter Dienstleistermentalität oder aber von großer Not. Klar, als Musikjournalist und Übersetzer bettet sich der Ex-KFZ-Mechaniker, ehemalige Pflegedient-Mitarbeiter und studierte Sozialwissenschaftler finanziell wahrscheinlich eher nicht auf das allerdickste Rosenpolster. Aber ist es wirklich so schlimm, dass man so gehaltlosen Fließband-Scheiß runterschreiben muss? Das wäre echt traurig.

Wer solls lesen?

Ja, das bleibt das große Mysterium der gesamten Reihe. Fans der Fantas wissen längst alles, das dieses Büchlein zu bieten hat. Neues erfährt hier nur, wer sich bisher noch nicht einmal rudimentär für die Crew interessiert hat. Doch warum sollte so jemand eine Bandbiografie erwerben wollen? Die einzige vorstellbare Zielgruppe: hilflose Großeltern auf der Suche nach einem Geschenk fürs Enkelkind. Wenn denen dann einfällt: "Ach, der Junge mochte doch immer diese Rapper so gern, wie hießen die noch gleich?", dann kaufen sie so ein Buch. Was der Beschenkte dann mit dieser kolossalen Papierverschwendung anfangen soll, wirft die nächste Frage auf.

Das beste Zitat:

"Wer das Schaffen der Fantastischen Vier schon seit ihren Anfangstagen verfolgt, weiß sowieso Bescheid."

(Stimmt.)

Wertung: 1/5

Text von Dani Fromm

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Timon Menge - "Die Fantastischen Vier - 35 Jahre troyer Hip-Hop"*

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