Platz 25: Vince Staples - "Dark Times"
Mittlerweile will man Vince Staples am liebsten einfach nur in den Arm nehmen. Seit nunmehr vier Alben purzelt der Rapper durch die Graustufen seiner Psyche, und auch auf "Dark Times" ist nicht wirklich ein Ende derselben in Sicht. Dabei erschlägt er einen auch auf seinem besten Album seit Jahren wieder nicht mit diesen negativen Gefühlen. Es ist das musikalische Äquivalent eines Schulterzuckens, eines "Wird schon irgendwie", und die Musik, die seine müden Tiraden über Rassismus, Bandenkriminalität und Survivors Guilt begleitet, lässt einen das in ihren schönsten Momenten auch tatsächlich glauben.
Doch mehr als das Gedanken-Diorama eines geplagten Künstlers ist "Dark Times" vor allem ein unglaublich rundes, wenn auch etwas unorthodoxes Westcoast-Album. Das Negativ der Postkarten. Anstelle von Longridern entlang der Promenade und Cookouts bei 30 Grad gibt es sehnsüchtiges Starren aus Designer-Lofts auf eine Welt, in der man sich mittlerweile wie ein Alien fühlt, müde Blicke in den Spiegel, während aus dem Nachbarraum dumpf "California Love" dröhnt.
Vince hatte lange nicht mehr so viel zu erzählen und so schöne Hooks im Gepäck, und noch länger liegt zurück, dass ihm jemand einen dermaßen perfekten Klangteppich dafür ausbreitete. Wer hätte gedacht, dass Grau so eine schöne Farbe sein kann?
[von Mirco Leier]
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