Frank Schätzing - "Spaceboy - Über David Bowie. Über mich."

Worum gehts?
Laut Klappentext von Kulturkritiker Denis Scheck um den "genderfluiden David Bowie und den genrefluiden Frank Schätzing". Der kleine Frank entdeckte jedenfalls, wie Millionen anderer Menschen, am 21. Juni 1969 seine Faszination für den Weltraum. Der Astronaut Neil Amstrong betritt den Mond, und dieser Moment beeinflusst auch die Popkultur nachhaltig. Schätzing ist begeistert, der "rote Ralf" weniger. Der kleine Frank möchte gerne der Freund des hochgewachsenen Coolen von der Schule sein, aber der sieht schon in der Mondlandung nur einen weiteren Beweis des kulturellem Imperialismus.
Schätzing beschreibt hier genau den Moment, den wir Musikfans alle hinter uns haben. Ein Kind trifft auf einen lässigen Älteren, der ihn missachtet und so nur noch mehr die kindliche Neugier fördert. In seinen Alltagsfantasien rettet sich Schätzing vor dem staubtrockenen Unterricht in ausgedachte Astronauten-Abenteuer, bis ein neuer, jüngerer Lehrer das zweite Erweckungserlebnis verursacht: "Space Oddity" läuft auf dem Plattenteller. Es folgen wieder unbeholfene Gespräche mit cooleren Älteren, diesmal immerhin mit einem Grundverständnis über alles, das Pop sein kann.
Ein Foto von 1974 zeigt Schätzing bereits im typischen Bowie-Look, samt Make-Up und mit dem Lightning-Symbol um die Augen. Er ist ein Popkultur-Nerd und begeistert von allem, was damit zu tun hat, das merkt man den folgenden Seiten an. Ähnlich wie der Astronaut entdeckt er nun einen Kosmos und hört zunehmend cooles Zeug, wie Magma und ihr Werk “Mekanik Destruktiw Kommandoh".
Zwischendurch wechselt Schätzing die Perspektive und beschreibt, was Bowie synchron zu seinem eigenen Aufwachsen treibt. Das zynische "Hunky Dory" erscheint zu Oberstufen-Zeiten, dann "Ziggy Stardust & The Spiders From Mars", das Schätzing erst einmal überfordert. Er lernt hier auch eine wichtige Lektion: Keep it wide open. Schätzing ist am Ende des Buches sicher: Hätte Bowie noch länger gelebt, wäre er Schriftsteller geworden. Natürlich muss man damit leben, dass Schätzing in "Space Boy" gegenüber seinem Idol keine besonders kritische Haltung einnimmt: Er schreibt aus der Perspektive eines Menschen, der Bowie anhimmelt.
Wer hats geschrieben?
Frank Schätzing braucht man kaum noch vorzustellen. Allein "Der Schwarm" hat sich fünf Millionen Mal verkauft. Überraschend, zumindest für Menschen, die nicht absolut jedes Interview mit ihm lesen: Er ist durchaus immer noch an Musik interessiert und begeistert sich in "New Heroes" für Wet Leg, Nilüfer Yanya und The Smile. Frank ist einer von uns!
Wer solls lesen?
Musikbegeisterte Menschen, die Franks Nerd- und Fantum mit David Bowie absolut nachvollziehen können. Bowie-Hardcore-Fans enthüllt dieses Buch natürlich keine großen Neuigkeiten, aber jede*r kann hier mitfühlen, wie Musik eine*n durch sämtliche Situation im Leben hindurch beeinflusst. Besser als die ZDF-Verfilmung von "Der Schwarm" ist das Buch allemal.
Das beste Zitat:
"'Weißt du, Ralf, das Tolle an Bowie und Kubriks Film, also das, was beide in meinen Augen verbindet, ist nämlich ...' - 'Halt's Maul, Schätzing.'"
Wertung: 4/5
Text von Rinko Heidrich
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