Gian-Marco 'Gimma' Schmid - "Abschiede von Mutter"

Worum gehts?
Alkohol ist gesellschaftlich toleriert, kann aber genauso Leben und Familien zerstören wie der 'harte Stoff'. Gian-Marco Schmid, besser bekannt unter seinem Rapper-Alias Gimma, zeigt anhand seiner Familiengeschichte eindrücklich auf, was es heißt, in einem von Sucht vergifteten Haushalt aufzuwachsen. Seine Mutter war alkoholkrank, manipulativ, vernachlässigte die beiden Kinder und sagte ihnen offen: "Die Kneipe ist mir wichtiger als ihr." Der Vater, Nachbarn, die Behörden? Niemand da, um zu helfen. Stattdessen zwielichtige Gestalten, die durch die Wohnung huschen, und Ausflüge zum Platzspitz, der offenen Drogenszene im Zürich der 80er- und 90er-Jahre. Willkommen im Schatten der vermeintlichen gutbürgerlichen Schweizer Gesellschaft.
Schmid nimmt den Tod seiner Mutter zum Anlass, über die toxische Beziehung zu ihr reflektieren. Was macht es mit einem Kind, wenn die eigene Mutter völlig neben der Spur ist? Dir auch noch das Gefühl gibt, du seist schuld an ihrem Unglück? Dir ein Suchtverhalten vorlebt, das voll reinschlägt, wenn du mit der Musik erstmals richtig Kohle machst und dir jeden Stoff leisten kannst, den du willst? In knapp 100 Seiten rührt Schmid an viele große Themen, vor allem aber rechnet er mit seiner Mutter ab. Es lässt sich nicht anders sagen.
Wer hats geschrieben?
Gian-Marco Schmid, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Gimma, ist ein Rapper aus Haldenstein in der Schweiz. Bekanntheit erlangte er in den Nullerjahren, als er dank provokativer Lyrics und ausgeprägter Schamlosigkeit zum Enfant Terrible der Rapszene im Alpenland avancierte. Mit "Hinter dera Maska isches dunkel" legte er 2015 sein erstes Buch vor, das zum Erfolg wurde. Seither hat er sich vermehrt auf die Schriftstellerei verlegt. "Abschiede von Mutter" ist auf Hochdeutsch verfasst.
Wer solls lesen?
Die Volksdroge Alkohol, das Unglück, das im biederen Familienmodell schlummern kann, die Frage, wie weit jemand gehen sollte, um suchtkranken Angehörigen zu helfen: In "Abschiede von Mutter" greift Gian-Marco Schmid viele Themen auf, die auch für jene interessant sein dürften, die sich wenig für seine Musik interessieren.
Das beste Zitat:
"Sie hatte meine Liebe nie verdient."
Wertung: 4/5
Text von Gil Bieler
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