Till Burgwächter - "Hard & Dangerous - True Crime im Metal"

Worum gehts?
"True Crime im Heavy Metal", verheißt der Untertitel. Der Klappentext verspricht "eine Reise durch die alberne, aber auch todernste Justizgeschichte des Heavy Metal. In all seinen Facetten." Genau dieser Spagat zwischen albern und todernst erweist sich dann auch als größtes Problem dieses Buches. Ganz davon abgesehen, dass "True Crime" eh schon eine fragwürdige Angelegenheit ist, sich vom realen Elend anderer unterhalten zu lassen, hat schon eklige Gaffer-Vibes, IST dieses Buch noch nicht einmal konsequent True Crime. Es wirkt viel mehr, als habe jemand einfach alles an herumliegenden Material zusammengefegt, so lange es Spuren von Metal enthält und irgendeine seltsame Sensationsgier bedient. Statt "in echt" passierte Kriminalfälle aus der Metal-Welt zu sammeln, verwässert "Hard And Dangerous" dieses Konzept mit Kapiteln über gefährliche Bandnamen (huh!) oder "Metal-Songs über Knast und Knarren" (was dem Autor offenbar so verwegen vorkommt, dass er es gleich zweimal zum Thema macht).
Dieses ganze Sammelsurium quetscht das Buch in eine, mit Verlaub, Hohes Gericht, sackblöde Rahmenhandlung, indem er es als Gerichtsverfahren aufzieht, mit Prozesseröffnung zu Beginn, einem Abstecher in die Gerichtskantine in der Mitte, diversen Unterbrechungen bis zur abschließenden "Urteilsverkündung", der Autor zeichnet als "Vorsitzender Richter Geheimrat T. Burgwächter". Dieses dämliche Korsett schreit eigentlich louder than anything else, dass man das alles bloß nicht ernst nehmen soll. Das funktioniert auch einigermaßen, so lange besoffene Kneipenschlägereien, abgebissene Fledermausköpfe (natürlich) oder angepinkelte Denkmäler Thema sind. Sobald es aber tatsächlich um Mord und Totschlag, Sucht, Kindesmissbrauch oder um Suizide geht, stößt der durchgehend flapsige Tonfall, in dem der Autor der über all das hinwegerzählt, zuweilen doch sauer auf.
Wer hats geschrieben?
Till Burgwächter heißt eigentlich Marc Halupczok, er benutzt mal sein Pseudonym, mal seinen Klarnamen. Er schreibt seit gefühlten Ewigkeiten für den Metal Hammer, aber auch für diverse andere Publikationen. Die Expertise für Metal kann ihm niemand absprechen, ohne sich lächerlich zu machen. Wie seine Veröffentlichungs-Historie zeigt, interessiert sich Burgwächter/Halupczok außerdem für Fußball, Filme und Frisörsalons. Er war übrigens noch nie im Knast. If you don't know now you know.
Wer solls lesen?
Da mir völlig unklar ist, was genau dieses Buch sein soll oder will, hab' ich auch keine genaue Vorstellung von seiner Zielgruppe. Alle, die nicht gleich bei der Rahmenstory aussteigen, können es aber getrost aufs Klo legen: Die Kapitel sind kurz und lassen sich während einiger Sitzungen gut häppchenweise weg-lesen. Da, wo es nicht auf Teufel-komm-raus witzig sein will, ist vieles tatsächlich ziemlich witzig geschrieben, und manches möchte man direkt unterstreichen, zum Beispiel ...
... das beste Zitat:
"Komplett verboten gehört per se schon mal ein ganzes Untergenre, wenn man es denn so bezeichnen will. Der NSBM, Nacional Socialist Black Metal".
Wertung: 2/5
Text von Dani Fromm
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