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Rinko Heidrich

1. Turnstile - Never Enough
2. Die Heiterkeit - Schwarze Magie
3. Momma - Welcome To My Blue Sky
4. Jenny Hval - Iris Silver Mist
5. Clipse - Gotta Sort Em Out
6. Jim Legxacy - Black British Music
7. Rosalía - Lux
8. Wet Leg - Moisturizer
9. The Last Dinner Party - from The Pyre
10. Tocotronic - Golden Years
11. Ethel Cain - Willoughby Tucker, I'll Always Love You
12. Der Weg Einer Freiheit - Innern
13. Blood Abscission - II
14. DJ Koze - Music Can Hear Us
15. John Glacier - Like A Ribbon
16. Lady Gaga - Mayhem
17. Darkside - Nothing
18. Spiritbox - Tsunami
19. Jinjer - Duel
20. Deftones - Private Music

Was schruben sich die Kultur-Journalisten vor der Reunion von Oasis die Finger wund. Ein langweiliges Nostalgie-Fest für Ü50er, natürlich alle weiß und männlich. Ein schönes Narrativ für die deutsche Musikpresse, die schon in den Neunzigern Oasis nicht verstand und dann doch schnell am Wahnsinn der Jahre 1995 und 1996 teilhaben wollte. Umso erstaunlicher, dass die aus der Journo-Blase, die noch vor Jahren Britpop und Oasis als ideologische Wegbereiter des Brexits ansahen und als toxische Männlichkeit outcallten, nun plötzlich die Ersten waren, die vom ersten Konzert in Cardiff berichteten.

Auch diese opportunistischen Honks, die in den Nullerjahren schnell sprangen, bemerkten, dass ihre Gen-Z-Praktis, in der Mehrzahl weiblich, plötzlich wie gebannt am Konzertkarten-Wahnsinn teilnahmen und laut jubilierten, als sie in dieser Lotterie tatsächlich das magische Ticket bekamen. Wer dieses Jahr auf Konzerten oder in den hippen Kiezen rumlief, sah vermehrt Kids in Oasis-Shirts, die mir in wunderbaren Gesprächen mit leuchtenden Augen vom 'lifechangig Konzert' erzählten. War es Genugtuung, weil hier ein Narrativ komplett zerbrach? Fucking yes!

Es war einfach zu lustig, wie diese legendäre Welt-Tournee die schönsten Bilder des Jahres produzierte. Tausende glückliche Menschen, viele davon nicht einmal geboren, als Oasis "Morning Glory" rausbrachten, lagen sich euphorisch in den Armen. Vielleicht weil es ein Space war, wo keine Kotzbrocken politische Botschaften zum Besten gaben oder andere Menschen mobbten. Es war ein Event, bei dem Musik im Vordergrund stan, und eigentlich eine Blaupause für kommende Bands: Haltet keinen Politik-Vortrag und habt vor allem Ambitionen, mit eurer Musik die Welt zu erobern. Ein paar Typen aus einer nordenglischen Sozialarbeiter-Siedlung haben es geschafft, also rasiert euch den verdammten Vokuhila ab und hört auf, wie ein Baby zu plärren, den man gerade den Lolli aus dem Mund gerissen hat. Auch wenn ich den Hype um Geese (noch) nicht verstehe, aber auch diese Bands erobern die Herzen nicht mit weinerlichen First-World-Problems-Gejaule oder einer Jahrzehnte andauernden Soap über blöde Ex-Freunde, die mit der weißesten Story ever endet: Die Schulkönigin heiratet den Football-Proll. Turnstile haben auch deswegen die Hallen euphorisiert, weil auch eine Mehrheit der Kids endlich mal ihre Energie positiv rauslassen wollte.

Ansonsten war es ein okayes Musikjahr 2025, sieht man von der immer noch unerträglichen deutschen Musikszene um Nina Chuba, Zartmann und keine Ahnung, welcher Depp da gerade hängengebliebene Musik als neuesten Scheiß verkauft, ab. Lieber würde ich meine Top 20 der besten Serien raushauen, als nur eine Minute dieser Soße hören, über die man im nicht-deutschsprachigen Ausland bestimmt (wie über die Deutsche Bahn) schallend lacht oder uns einfach dafür bemitleidet.

So, genug gehatet. Ich spiele nun "Kingdom Come Deliverance 2" weiter (80 Stunden meines Lebens darin bisher versenkt) und re-watche noch einmal die großartige "Black Mirror"-Folge "Eulogy". Staffel 7, Folge 5, hab' geheult, und da war übrigens auch die Musik großartig. Die andere, nie endende "Black Mirror"-Folge "Fiebertraum von und mit Arschlöchern für Arschlöcher" läuft seit 2016 und endet auch nicht im nächsten Jahr: Nicht einmal Oasis kündigten bisher weitere Konzerte an, und das Sauerländer Würstchen bleibt unser Kanzler. I caaaan't!

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