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Mille Petrozza - "Your Heaven, My Hell"

Worum gehts?

Es gibt in der bundesrepublikanischen Metal-Szene kaum jemanden, der ein derart positives Standing besitzt wie Mille Petrozza von Kreator. Er ist seinen Weg gegangen und hat aus dem ruhrpottigen Essen heraus die Musikszene hierzulande maßgeblich beeinflusst. Die vorliegende Autobiografie beleuchtet den Werdegang des Frontmanns von den Anfängen in Essen bis in die großen Arenen auf der ganzen Welt. Der für mich persönlich größte Treppenwitz ist die Tatsache, dass der Mann mit diesem italienischsten aller Italienernamen nicht Italienisch spricht. Abgesehen davon entsteht hier ein Bild einer Person, mit der man gerne mal einen Abend lang über Gott und die Welt philosophieren möchte. Neben seiner musikalischen Ader ist Petrozza - zumindest entsteht der Eindruck - ein grundsolider Typ, der äußerst selbstreflektiert rüberkommt.

Mille nimmt den Leser auf eine Zeitreise mit, die Anfänge kann man sich so heute gar nicht mehr vorstellen. Geradezu rührend lesen sich die Abschnitte, in denen er von seinen Vorstellungen als Nachwuchszauberkünstler schreibt, oder wie er als verkleideter Spiderman die Nachbarschaft vor dem Übel der Welt bewahren wollte. Speziell der Abriss über die Tapetrade-Szene der damaligen Zeit, als einige Freaks sich über den großen Teich hinweg Musikkassetten mit dem neuen Underground-Shit hin und hergeschickt haben, deutet an, wie viel Herzblut und Leidenschaft die Fans der Musik (die oft auch selbst Musiker waren) in ihre Sache investierten. Zu diesen Brieffreunden gehörten unter anderem der damalige Präsident des Motörhead-Fanclubs der USA, ein gewisser Lars Ulrich, und der brasilianische Nachwuchs-Metaller Max Cavalera.

Die Geschichte wird leider nicht ganz auserzählt. Die jüngere Vergangenheit findet keine Berücksichtigung, obwohl Kreator gerade seit geraumer Zeit so erfolgreich sind wie noch nie in ihrer langen Karriere. Doch wie meint Petrozza selbst: "Aber das ist eine andere Geschichte, und sie soll ein andermal erzählt werden." Es besteht also Hoffnung.

Wer hats geschrieben?

Mille Petrozza, zusammen mit dem Journalisten Torsten Groß.

Wer solls lesen?

Jeder, der mit Metal auch nur ein wenig anfangen kann. Oder diejenigen, die wissen wollen, wie man vom Disco-Fan und Westentaschen-John Travolta mit Faible für die Village People zur Metal-Institution reift.

Das beste Zitat:

"Gary (Holt, Slayer, Exodus, Anm. der Red.), ich wollte mich immer schon entschuldigen. Sorry, aber ich habe beim ersten Album ein Riff von dir geklaut. So ist es tatsächlich, auf dem ersten Kreator-Album spiele ich in dem Song 'Total Death' ein Riff, das ich eindeutig von Garys Band, den US-Thrash-Metallern Exodus, gestohlen habe, und zwar aus deren Song 'Strike Of The Beast'. Als ich ihm das beichtete, sah Gary mich verblüfft an: 'Bist du sicher, dass ich das nicht von dir geklaut habe? Dachte ich irgendwie immer…'"

Wertung: 4/5

Text von Alexander Cordas

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