Rea Garvey - "Before I Met Supergirl"

Worum gehts?
Achtung, Achtung! "Before I Met Supergirl", das Buch, ist um Welten besser als der dazugehörige Soundtrack. Rea Garvey, einst Frontmann der im wesentlichen nach ihm benannten Band Reamonn (die mit "Supergirl", Sie wissen schon), danach Solo-Künstler, derzeit aber im Wesentlichen als Dauergast in diversen Formaten von "The Voice Of Germany" über "The Masked Singer" zu "Wer stiehlt mir die Show?" im TV omnipräsent, erzählt hier von der Zeit, bevor er all das war.
Garvey lässt an seiner Kindheit im irischen Irgendwo teilhaben, wo er als Polizistensohn und einziger Bruder unter sieben (!) Schwestern den Außenseiterstatus quasi von Anfang an abonniert hat. Wir erfahren von Unfällen und Krankheiten, von einem Thekenjob im Pub, für den er eigentlich viel zu jung war, von einer mit Müh und Not halbwegs heil überstandenen Schulzeit. Der ersehnte Aufbruch in die große weite Welt - aka zum Studium nach Dublin - scheiterte beinahe an zu lausigen Zensuren. Auch das Studentenleben lief nicht gerade reibungslos. Immerhin fand Garvey hier über diverse Umwege zu sich selbst und entdeckte seine Liebe zur Musik.
Die ersten Auftritte und Touren seiner damaligen Band The Reckless Pedestrians bekommen wir noch mit, auch deren Auseinanderbrechen und Garveys allererste Solo-Studioaufnahmen, dann endet der Bericht, tatsächlich ein ganzes Stück vor Supergirl. Was ich persönlich aus zwei Gründen schade finde: Zum einen habe ich mich bestens unterhalten gefühlt von den Erinnerungen eines offenbar wirklich sympathischen, kaum abgehobenen Typen, der selbstkritisch auch den ganzen Scheiß, den ein junger Mann halt so macht, beim Namen nennt. Davon hätte ich problemlos noch ein bisschen mehr gelesen. Zum anderen hatte ich irgendwie gehofft, dass er seine Zeit am Bodensee noch mit-erzählt. Ich kann mich nämlich durchaus erinnern, an den Typen, der hin und wieder im hiesigen Pub gearbeitet hat, in dem ich hin und wieder gesoffen habe, Ende der 90er. Ich war ja schon da. Sláinte.
Wer hats geschrieben?
Wie gesagt: Rea Garvey, einst Frontmann der im wesentlichen nach ihm benannten Band Reamonn (die mit "Supergirl", Sie wissen schon), danach Solo-Künstler, derzeit aber im Wesentlichen als Dauergast in diversen Formaten von "The Voice Of Germany" über "The Masked Singer" zu "Wer stiehlt mir die Show?" im TV omnipräsent. Apropos "Wer stiehlt mir die Show?": Als Garvey damals dem Original-Gastgeber Joko Winterscheid sein Quiz abgerungen hatte und die Sendung selbst hostete, ließ er das Set wie einen irischen Pub gestalten, Zapfhähne inklusive. Wo er gelernt hat, wie man die bedient (sehr im Gegensatz zu Joko hatte er das nämlich sichtlich drauf), wissen wir jetzt auch.
Wer solls lesen?
Fans natürlich sowieso. Außerdem Menschen, die ein Blick in die irische Mentalität interessiert. Wer Rea Garvey immer für einen etwas drögen Langweiler gehalten hat, könnte überrascht feststellen: Huch! Das scheint ja doch ein schwer korrekter Typ zu sein.
Das beste Zitat:
"Nach ein paar Minuten kam ich an einer Baustelle vorbei. Ringsherum blinkten grell-orange Warnlichter. Die Arbeiter waren längst weg. Die Straße leer. Das Licht zog mich an. Und irgendeine Stimme in meinem Kopf sagte: 'Du brauchst so ein Licht.' Ich griff zu. Hob das blinkende Teil samt Standfuß auf und steckte es unter meinen Crombie - einen langen, dicken Mantel, den entweder alte Männer oder junge Punks tragen. Ich war Letzteres. Was ich nicht bedacht hatte: Die Lichter waren batteriebetrieben und blinkten automatisch von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang. Und so blitzte unter meinem Mantel alle zehn Sekunden ein orangefarbenes Licht hervor, das den Boden vor mir kurzzeitig in Brand zu setzen schien. Es war das Nächste, was ich je an Disco in der Hose erlebt habe. Aber in meinem Zustand erschien es mir völlig normal. Ich lief weiter. Ohne Regung im Gesicht. Ohne Zweifel. Mit dem Selbstbewusstsein eines Pfaus, der sein Rad schlägt - nicht ahnend, dass alle zehn Sekunden ein Blinklicht aus seinem Hintern schießt."
Wertung: 4/5
Text von Dani Fromm
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