2010er: Little Simz - "Boss"
Dass Little Simz zu den besten Rapper*innen zählt, die derzeit auf diesem Planeten wandeln, hat die Welt spätestens mit Erscheinen von "Sometimes I Might Be Introvert" zur Kenntnis genommen. Eingeweihte wussten zu diesem Zeitpunkt aber längst um die Qualitäten der Londoner MC, und ja, wir reagierten fast ein bisschen befremdet auf das Ausmaß der Opulenz, die dieses Album auffuhr. Dass Simz Pomp und Bohei gar nicht braucht, hatte sie Jahre zuvor längst eindrucksvoll gezeigt.
Leider werden wir sie in Inflos kargen Beatskizzen wohl nie wieder hören. Das Zerwürfnis erscheint endgültig, so klang es jedenfalls auf "Lotus". Auf "Grey Area" lagen die Dinge jedoch noch anders: Der Mann hinter dem Projekt Sault baute damals die Kulissen für Little Simzs zornigen Auftritt - mit minimalen Mitteln, um bloß nicht von ihrer grandios dynamischen Performance abzulenken.
"Boss" steht exemplarisch für diesen Sound. Eine leicht leiernde Bass Guitar, gegen Ende ein paar Keyboard-Akzente: Mehr steckt da nicht drin, und mehr braucht es auch nicht, um eine sinister-packende Atmosphäre zu kreieren, in der Little Simz freidrehen kann wie ein Derwisch. Die Kunst der Reduktion auf das Minimum, die pure Essenz: In diesem Beat erlebt sie eine Sternstunde.
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