laut.de-Biographie
Little Simz
Nur, wenn du offen und ehrlich bist, können die Hörer eine Verbindung zu dir und deiner Musik aufbauen: So lautet die Devise von Little Simz, die 1994 im Norden Londons, genauer gesagt: in Islington, zur Welt kommt. Als sie im jungen Alter Videos von Missy Elliott zu Gesicht kriegt, wünscht sie sich nichts sehnlicher, als in einem ihrer Videos herumzutanzen.
Erste Bühnenerfahrung sammelt Simbi Ajikawo als Elfjährige, als sie einen selbstgeschriebenen Track in der Islington Academy zum Besten gibt. Nach vereinzelten Ausflügen in die Welt der Schauspielerei kehrt sie zur Musik zurück und konzentriert sich beharrlich auf diese Leidenschaft. Neben besagter Missy Elliott zählt sie Ludacris, Busta Rhymes und Lauryn Hill zu ihren frühen Einflüssen.
Im Jahr 2013 erscheint bereits das vierte Mixtape der Engländerin: "Black Canvas" veröffentlicht sie über Jay-Zs Web-Präsenz, es beschert Simz Aufmerksamkeit von allen Seiten und Lob en masse. ScHoolboy Q lädt sie ein, ihn auf Tour zu begleiten, gestandene Größen wie Snoop Dogg, J. Cole oder Mos Def zeigen sich begeistert.
Den Quasi-Ritterschlag erhält Simbi aber von King Kendrick: "Gut möglich, dass sie die Allerkrankste ist, die es gerade gibt", so Lamar in einer Radioshow des BBC. Überhaupt steht ihr die britische Medienlandschaft wohlgesonnen gegenüber. So kürt die britische Vogue Little Simz zur Nummer eins der "Scene-makers to watch". Die London Times und The Guardian berichten ebenso euphorisch.
Letzterem gegenüber macht sie im Interview deutlich: "Ich bin kein weiblicher MC aus UK. Ich bin eine Künstlerin, eine Musikerin!" Intelligent, kreativ und kämpferisch, so will sie wahrgenommen werden, so präsentiert sie sich musikalisch. Kampfeslustig gibt sich Simz besonders in Bezug auf ihre Veröffentlichungen: "Ich release mein Debüt-Album independent, scheiß auf Regeln", twittert sie.
"A Curious Tale Of Trials + Persons" erscheint 2015 auf dem eigenen Label Age 101 Records, ein Energydrink-Fabrikant kümmert sich derweil um die Vermarktung. Dabei handelt es sich um ein Konzeptalbum, auf dem Simz sich selbst in diversen Stadien ihrer bisherigen Lebensreise spielt. Materialismus spielt bei ihr keine Rolle, die Britin bevorzugt lyrische Grübeleien über Frieden, Individualität und Herzschmerz.
Diese und andere Themen verpackt sie in atemlosen Flow mit einer schier unfassbaren Anzahl an Silben pro Bar. Auf der Bühne wirbelt sie voller Energie umher, animiert das Publikum zum Mitklatschen und bleibt dabei stets authentisch und bodenständig.
2016 folgt das zweite reguläre Album "Stillness In Wonderland". Zusammen mit einem Film und einer Comic-Serie handelt es sich eigentlich eher um ein Multimedia-Projekt, das der Rapperin viel Aufmerksamkeit, zahlreiche Awardnominierungen und einen Job als Support-Act der Gorillaz einbringt.
Der Erfolg hat jedoch auch seine Schattenseiten: 2017 findet sich Little Simz in einer persönlichen Krise wieder. "Ich habe mich gefragt: Wie sehr liebst du diesen Scheiß wirklich? Du hast seit Ewigkeiten keine Zeit mehr mit deiner Familie verbracht. Ist es dir so viel wert?"
Den Weg aus der Depression zeigt ihr dann aber doch wieder die Musik. Kaum wieder zu Hause angekommen, nimmt sie Kontakt mit ihrem Freund aus Kinderzeiten auf. Inflo, der schon mit Michael Kiwanuka und The Kooks gearbeitet hatte, verpasst auch "Grey Area" das richtige Soundgewand. Kritiker*innen wie Fans reagieren mit einhelliger Begeisterung.
Little Simz scheint es sich endgültig auf der Überholspur einzurichten. Eine Hauptrolle in der Serie "Top Boy" trägt zu ihrer Bekanntheit bei. Mit ihrer Musik sammelt sie Nominierungen und Auszeichnungen, ihr Name fällt im Zusammenhang mit dem Mercury Prize und den Mobo, Ivor Novello und NME Awards. Der Erfolg gibt ihr Recht, bestätigt Little Simz aber auch in ihrer bereits gewonnenen Erkenntnis: Ihr persönliches Glück hängt von anderen Dingen ab.
Wovon genau? Um die Beantwortung dieser Frage dreht sich 2021 ihr Album "Sometimes I Might Be Introvert" - unter anderem. Introspektive trifft darauf auf die Analyse gesellschaftlicher Zustände, Persönliches auf Soziales, Hip Hop auf Soul, Funk, Disco und Grime.
Zehn Jahre nach dem Auftakt ihrer schlicht "Drop" betitelten EP-Reihe erscheint Anfang 2024 ohne Vorwarnung oder viel Aufhebens darum deren siebter Teil. Die sieben Fingerübungen fördern in gerade fünfzehn Minuten Laufzeit bisher verborgene Talente zutage. Guck an: Diese Frau rappt bei Bedarf auch auf Portugiesisch, und singen kann sie ebenfalls.
Musik bedeutet für Little Simz vielleicht mehr als je zuvor gleichsam Schönheit und Therapie. Kommerziellen Erfolg betrachtet sie eher kritisch, genau wie Single-Veröffentlichungen: "Das ist für Leute, die charten wollen. Ich will eine Verbindung zu den Menschen aufbauen."
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