60.000 feiern den Boss für seine Songs - und den Widerstand gegen die amtierende US-Regierung.
Berlin (ebi) - "Einer steht noch", "Rock gegen Rechts mit Untertiteln" oder "Erst der Trump-Rant, dann die Evergreens" titeln deutsche Leitmedien wie der Spiegel, Zeit oder die taz über das Konzert von Bruce Springsteen gestern im Berliner Olympiastadion. Spielt der Boss in diesen Tagen live, haben seine Konzerte eine politische Dimension wie selten zuvor. Der Grund: die zweite Amtszeit Donald Trumps und Springsteens Opposition zum erratisch disruptiven Gebaren des amtierenden US-Präsidenten.
Der Rockstar aus New Jersey zählt in den Staaten neben Neil Young, Tom Morello oder Eddie Vedder zu den wenigen öffentlichen Personen im Musikgeschäft, die Trump offen kritisieren. Bereits im Wahlkampf 2016 bezeichnete er ihn als "Demagogen" und "Schwätzer", der die Gesellschaft spalten wolle.
Seitdem ist der Ton nicht milder geworden, im Gegenteil: Jenes Amerika, das 250 Jahre für Hoffnung und Freiheit gestanden habe, sei in die Hände einer korrupten, inkompetenten und verräterischen Regierung gefallen. Diese und andere zentralen Aussagen seiner "Anti-Trump-Tournee", wie es der Spiegel nennt, lassen sich auf Springsteens Website nachlesen.
Eine Haltung, die sich wie ein roter Faden durch die Konzerte zieht. Nach dem ersten Gig der laufenden Europatour in Manchester bezeichnete Trump den Musiker deshalb als "vertrocknete Dörrpflaume" und drohte eine Untersuchung aufgrund Springsteens öffentlicher Unterstützung für Kamala Harris im letzten Wahlkampf an.
Rock und Politik
In Berlin startete der Rockstar vor 60.000 jubelnden Fans mit seiner E Street Band und "Land Of Hope And Dreams" in das dreistündige Konzert, das von teils minutenlangen Ansagen gegen Trump und seine Gefolgsleute begleitet war. Dank den deutschen Untertiteln auf den Bühnenleinwänden ging es für jedermann verständlich um Abschiebungen, den Angriff der Administration auf Universitäten und Wissenschaft - flankiert von jeweils passenden Songs aus seinem Backkatalog.
Aktuell wurde Springsteen, als er den von Trump befohlenen Einsatz des US-Militärs in Los Angeles anprangerte, "basierend auf Unwahrheiten über eine ausländische Invasion". Der Rockmusiker präsentiert sich auf der laufenden Tournee kompromisslos als Repräsentant jenes anderen Amerikas: "Trotz seiner Fehler ist es ein großartiges Land mit einem großartigen Volk. Wir werden auch diesen Moment überleben". Die tausenden Fans in Berlin dankten es ihm.
Springsteens klare Haltung gegen die Regierung, so E Street Band-Gitarrist Steven Van Zandt vor einigen Monaten, habe aber ihren Preis: "In Amerika haben wir deshalb in den vergangenen Jahren die Hälfte unseres Publikums verloren. In Europa sind wir heute zehnmal so groß wie in Amerika. Auf 60 Stadionkonzerte kommen zu Hause sechs", sagte er dem Playboy.
Neue Musik
In Deutschland treten Bruce Springsteen und die E Street Band noch zweimal auf: am 18. Juni in Frankfurt am Main und am 27. Juni in Gelsenkirchen. Hinzukommen Konzerte in Prag, San Sebastian und Mailand. Erst vor Kurzem hatte der 75-Jährige Rockmusiker für den 27. Juni gleich sieben Studioalben mit neuen Songs angekündigt, die zwischen 1983 und 2018 entstanden sind.
2 Kommentare mit 5 Antworten
"Trotz seiner Fehler ist es ein großartiges Land mit einem großartigen Volk. Wir werden auch diesen Moment überleben".
Find solche Aussagen immer schwierig. Ist es nicht das Volk, das ihn gewähren lässt? Und ist es nicht das (westliche) Volk, das leider gnadenlos ehrlich zu einem Teil durch Donald Trump gespiegelt wird? Anpassung, Leistungsdruck, Ausbeutung anderer? Wieso kann jemand wie Brude Springsteen sich nicht hinstellen und sagen: "Nun ja, irgendwie haben wir diesen Deppen letztendlich auch verdient." Das fängt doch schon mit dem Architekten-Designer-Haus vom Nachbarn an. Die perfekt geschnittene Hecke. Das Polo Shirt. Diese ekelhafte Normalität, die mittlerweile auch linke Parteien und deren Gefolgschaft repräsentieren. Das ist wie mit einem ungesunden Lebensstil und den unbedingten Willen zur Veränderung: die Waage lügt nicht, die Blutwerte auch nicht. Auf geht's!
Danke für die Motivation!
Vielleicht klappts ja diesmal …
Fasten gegen Faschismus.
Morgen fang ich an.
https://www.youtube.com/watch?v=8dP3HLXlTQ4
Musste direkt an das hier dabei denken:
https://www.youtube.com/watch?v=xJuriWcF9n…
Was Lost sagt.
Ich hab Respekt vor Leuten mit einer Überzeugung, die keine Fahne im Wind sind. An seiner Stelle würde ich mir trotzdem mal Gedanken machen, warum es "zuhause" so weit kam. Im Endeffekt musiziert er vor naiven Europäern, deren eigener Realitätsruck auch nur ein paar Jahre verzögert folgen dürfte.
Dieser Kommentar wurde vor 21 Stunden durch den Autor entfernt.
"Ich hab Respekt vor Leuten mit einer Überzeugung, die keine Fahne im Wind sind."
Falsche/schlechte/dumme Überzeugungen nicht zu hinterfragen und ggf. zu revidieren ist die Krone der Beschränkheitheit, und jetzt verpiss dich wieder zurück ins Drachenlord-Forum, da bekommst du für deine saublöden takes mehr Zuspruch, weißt du doch!