Auf der Website von Depeche Mode kommt nach den anderen beiden Bandmitgliedern nun auch Songwriter Martin Gore zu Wort. Auch er plaudert Neuigkeiten des heiß erwarteten, zehnten Studioalbums aus, das im Mai 2001 erscheinen wird. Außerdem verrät Gore, warum sich die Entstehungsphase seiner Songs so lange hinzog.

Konstanz (mis) - Seit knapp drei Wochen haben sich Depeche Mode in einem kalifornischen Studio verschanzt, um mit dem Endmix für ihr neues Album voran zu kommen. Martin Gore zeigt sich begeistert von den Fortschritten, vor allem weil man den Zeitplan wohl nur um ein bis zwei Wochen überschreiten werde, "was für unsere Arbeitsgewohnheiten nichts ist."

Dagegen hören sich Gores Erläuterungen zur Entstehungsgeschichte der neuen Songs deutlich mühseliger an. "Als ich mit dem Schreiben begann, lief es überhaupt nicht. Ich kann das nicht erklären. Ich wusste natürlich, dass die Band Songs brauchte, das Label ebenfalls darauf wartete und genauso Millionen von Fans. Aber selbst das konnte mich zu Hause nicht aufrütteln. Ich brauchte physischen Druck. Also ging ich mit Gareth Jones und Paul Freegard ins Studio. Nun war ich gefordert, und so verschwand ich mit der Gitarre nach nebenan und kam nach ein paar Stunden mit einigen Ideen zurück."

Wo die Ideen aber konkret herkommen, weiß der Komponist selbst nicht. "Ich ziehe alles irgendwie aus dem Unterbewusstsein. Ich habe schon immer gesagt, dass es ein sehr merkwürdiger Prozess für mich ist." Einflüsse auf musikalischer Ebene sieht der Songwriter eher spärlich gesät: "Als wir mit den Aufnahmen begannen, habe ich ein paar Radioshows von Daniel Miller gehört. Da lief so wirres Elektro-Avantgarde-Zeug von Leuten, die sich freuen würden, wenn sie weltweit zehn Platten verkaufen. Diese Punk-Ethik gefällt mir sehr." (lacht)

Dafür lobt er den Sound-Input von Produzent Mark Bell über alle Maßen. Gore selbst wird zwei Songs des neuen Werks singen. Jene seien bereits im Kasten während Dave noch einmal für einen LP-Track und eine B-Seiten-Aufnahme ans Mikro muss. Über die konzertale Umsetzung der neuen Songs wird erst im Januar diskutiert: "Ich denke, wir werden fünf bis sechs neue Songs auf der Tour spielen. Auch die Musiker der "Singles"-Tour werden wohl wieder mit dabei sein. Das lief so gut vor zwei Jahren, dass wir sie einfach nicht mehr rausschmeißen können." (lacht)

Zur geplanten Länge der Tour 2001, ließ Gore folgendes verlauten: "Die letzte Tour war so etwas wie unsere Testphase und wir haben es vier Monate überstanden. Ich denke, jetzt können wir fünf Monate wagen, ohne dass es für uns gefährlich werden könnte", so Gore, die Mammut-Tournee zum "Songs Of Faith And Devotion"-Album anspielend. Befragt, ob er glaube, dass die neuen Songs radiotauglich seien, konterte Gore süffisant: "Überhaupt nicht, aber kümmert mich das? Nein! Denn haben wir da je reingepasst?" In fünf Monaten dürfen die Hörer entscheiden.

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