Carla Bley
Carla Bley hat die Jazz-Szene revolutioniert wie kaum eine andere Musikerin. Mit dem bahnbrechenden zweistündigen Werk "Escalator Over The Hill" überwindet die Komponistin, Pianistin und Organistin 1971 sämtliche Grenzen des Genres. Radikal krempelt sie die Hörgewohnheiten um. Oftmals verdichten sich ihre Kompositionen zu einfallsreichen Collagen, die kindlich-naive Melodien mit sowohl minimalistischen als auch wuchtigen Klängen zusammenführen. Traditionalisten stößt sie damit seit jeher vor dem Kopf.
Schon mit drei Jahren sitzt das Wunderkind am Klavier. Kurz danach schreibt sie ihre ersten Arrangements. Sie singt im Kirchenchor und schließt sich in der Jugend einer Rock'n'Roll-Band an. In ihrer Heimatstadt Oakland versucht sie sich anschließend als Barpianistin. Danach zieht sie nach New York. Dort trifft sie auf Paul Bley. Beide heiraten 1957.
In der Millionenmetropole beschäftigt sie sich mit Klassik, Rock und Kirchengesängen. Diese Einflüsse sorgen dafür, dass sie später ihren unnachahmlichen Big-Band-Klang ausformuliert. Zunächst leitet sie jedoch ab 1964 das Jazz Composers Orchestra ihres zweiten Ehemannes Michael Mantler. Ihre gemeinsame Tochter Karen Mantler schätzt man heute in Jazz-Kreisen als hervorragende Organistin.
Doch erst ab "Escalator Over The Hill", einer Oper mit den Worten Paul Haines, die sie zusammen mit den Jazz Composers Orchestra einspielt, nimmt Carla Bley eine Pionierstellung ein. Über die Jahre gründet sie viele eigene große und kleine Ensembles. Es folgen zahlreiche opulente Big-Band-Aufnahmen. Einige herrliche Arrangements für Charlie Hadens Liberation Music Orchestra stammen von ihr.
Sie selbst sieht sich als Komponistin und Arrangeurin. Um Virtuosität geht es ihr nicht, sondern um Ideen. Humorvoll und sensibel verwebt sie E- und U-Musik zu etwas Eigenständigem. Manchmal übt sie sich gar in Gesellschaftskritik. Wegdenken kann man sich ihre genreübergreifende Komponierweise im Jazz nicht mehr. Ihre letzten beiden Alben haben bewiesen: Auch mit über 80 Jahren hat diese Frau nichts von ihrer Kreativität eingebüßt.
Albumtipp: "Escalator Over The Hill"
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