Pascal Von Wroblewsky
Gleich mit ihrem mit Gold ausgezeichnetem Debüt "Swinging Pool" steigt Pascal von Wroblewsky 1986 zur bekanntesten Jazz-Sängerin der DDR auf. Doch auch wenn es das Land, aus dem sie stammt, nicht mehr gibt, bleibt uns ihre Vieroktavenstimme erhalten. Das Land, das die ewig reisende Seele die ersten 27 Jahre ihres Lebens nur hinter Mauern einsperrte. "Ich liebe es noch heute, nachts auf Landstraßen zu fahren, irgendwo in fremden Ländern herumzureisen, abenteuerliche Dinge zu erleben und schlussendlich irgendwo auf einer Bühne zu landen und zu singen", erklärt sie im Interview mit dem Musikmagazin Deutsche Mugge. "Ich möchte einfach nichts anderes tun, als um die Welt zu reisen, und ob die Welt Magdeburg oder Wladiwostok heißt, spielt dabei keine Rolle."
Dieses Vagabunden-Gen findet sich auch in ihrer musikalischen Laufbahn wieder. Einen wichtigen Teil ihrer Geschichte nimmt die Jazzformation Bajazzo ein. Sie arbeitet mit Dizzy Gillespie, Joe Pass, Eric Fish (Subway To Sally), Inchtabokatables, den Swingle Singers, Peter Fessler, Julia Hülsmann und vielen anderen zusammen. Am Theater spielt sie in "Die Sieben Todsünden", "Die Dreigroschenoper" und "Didi Und Stulle". Für den Soundtrack der amerikanischen Fassung des Films "Sophie Scholl", der 2005 für einen Oscar nominiert wird, schrieb und sang sie mehrere Stücke.
Zuerst auf der Hochschule für Musik "Hanns Eisler", wo sie einst selbst eine Zeit lang studierte und mittlerweile auf der Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn-Bartholdy" in Leipzig unterrichtet sie Jazzgesang und gibt ihr Wissen an eine jüngere Generation weiter. Für ihr bisher letztes Album "Seventies Songbook" unternimmt sie mit den Songs ihrer Jugend eine Klassenfahrt zum Jazz und covert unter anderem Janis Joplin, Marvin Gaye, Led Zeppelin, Deep Purple und The Doors.
Für Ostalgie bleibt in diesem Leben weder Zeit noch Raum: "Ich arbeite, ich singe, ich kann in Länder reisen, ohne erklären zu müssen, dass ich da den Sozialismus der DDR repräsentieren werde. Ich kann mir ein vernünftiges Mikrophon kaufen, ohne mithilfe von Beschaffungskriminalität erst Westgeld dazu tauschen zu müssen und es von meiner Oma über die Grenze schmuggeln zu lassen. Ich kann mit allen Musikern spielen, mit denen es mir Spaß macht, und muss nicht erst das Komitee für Unterhaltungskunst anbetteln, dass sie einem Westberliner Musiker die Einreise erlauben. Ich kann mir das Studio aussuchen und muss nicht drei Jahre warten, und ich kann überall etwas lernen."
Album-Tipp: "Seventies Songbook"
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