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Jutta Hipp

Wäre Jutta Hipp keine Frau gewesen und hätte sie nicht zur falschen Zeit gelebt, Oliver Stone hätte wohl schon längst einen Film über die Leipzigerin gedreht. Ihre traurige Geschichte in der von Männern dominierten Jazzwelt der 1950er gibt alles Nötige für ein Hollywood-Epos her.

Während des zweiten Weltkriegs und der nationalsozialistischen Herrschaft spielte sie die vom Regime ungeliebte und im Rundfunk verbotene Jazz-Musik, in der die Nazis eine Bedrohung ihrer Weltanschauung sahen, im illegalen Hot Club Leipzig.

Nach dem Krieg fand sie über Westdeutschland und Auftritte mit Hans Koller und Dizzy Gillespie ihren Weg nach Amerika und wurde dort als "Europe's First Lady in Jazz" angesehen. Sie erhielt als erster Europäer einen Vertrag bei Blue Note Records und arbeitete mit Charles Mingus zusammen.

Der ihr zustehende Respekt wurde ihr von ihren männlichen Kollegen jedoch verwehrt. Ihr starker Wille, sich auf ihre eigene Art durchzusetzen wurde abschätzig als weibisches Zickentum abgestempelt. Außerdem nahmen diese deutschen Musiker, laut Art Blakey, ja den Amerikanern die Jobs weg! Starkes Lampenfieber, Alkoholsucht, der hohe Erwartungsdruck und das Zerwürfnis mit ihrem Entdecker Leonard Feather führten zu ihrem Rückzug aus der Branche.

Ab den 1960ern arbeitete sie in in einer Kleiderfabrik als Näherin. Den Jazz hängte sie ganz an den Nagel und lebte anonym in Queens. Hipp konzentrierte sich auf Malerei und Design, schrieb Gedichte und stellte Puppen her. Als sie am 7. April 2003 starb, erfuhren ihre Bekannten erst aus den Nachruf von ihrer Jazz-Vergangenheit.

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